Herr-der-Wandlungen

Herr der Wandlungen Gemeinde-Lehrdienst Ivo Sasek Teil I - III

Ivo Sasek Herr der Wandlungen Teil I - III Elaion-Verlag CH-9428 Walzenhausen

Dieses Buch richtet sich nach der gemässigten neuen Rechtschreibung für die Schweiz. Elaion CH-9428 Walzenhausen Erhältlich bei Gemeinde-Lehrdienst Bestellnr. 19ges ISBN Teile 1 und 2: 978-3-905533-37-8 1. Auflage 2002 5. ergänzte Auflage 2007 10. erweiterte Auflage 2012 11. Auflage 2017 Familienfoto: Photoatelier Christine Kocher Sonstige Fotos: Panorama-Film CH-9428 Walzenhausen ISBN Teil 3: 978-3-905533-19-4 1. Auflage 2020 Fotos: Panorama-Film Umschlagbild: Elisabeth Goebel Umschlaggestaltung, Satz, Druck und Verarbeitung Gemeinde-Lehrdienst, CH-9428 Walzenhausen

Inhaltsverzeichnis I. Zum Tod verurteilt................................................. 5 Jesus unser Schicksal ............................................. 9 Gott, ja, aber wozu Jesus?.................................... 12 Die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes ............ 17 Gottes Auserwählte.............................................. 21 Machtvoll verwandelt .......................................... 26 Verwandelte Dienst- und Lebensdimensionen von A-Z............................... 57 II. Aktualisierter Stand 2012 .................................... 97 Verwandelte Leser ............................................. 177 Das letzte Ziel .................................................... 185 Nachwort ........................................................... 187 III. Aktualisierter Stand 2018 .....................................191 Vorwort.................................................................191 Exponentielle Wandlungen...................................192 Exponentielle Synergien.......................................194

Exponentielle Neugründungen .............................202 Exponentielle Kla.TV-Entwicklung .....................208 Exponentielle organische Aufbrüche....................212 Exponentielle Wehrfähigkeit ................................223 Exponentielle Autarkie .........................................232 Exponentielle Dezentralisierung...........................235 Exponentielle Missionsentwicklungen .................243 Exponentielle Versorgungswunder.......................246 Exponentielle Ausflüsse, Teil A...........................250 Exponentielle Ausflüsse, Teil B ...........................256 Exponentielle Anziehungskraft ............................258 Exponentieller Besucherstrom..............................262 Exponentielle Hingabe .........................................264 Göttliche Regie des Zusammenfindens ................266 Menschheit in einem Frieden ...............................270 Kein exponentielles Wachstum ohne stabile Basis... 273 Friede durch Gelebtsein........................................276 Exponentielles Wachstum im Kunstbereich.........278 Nachwort ..............................................................280 Anhang .................................................................281

Zum Tod verurteilt 5 I. Zum Tod verurteilt Es war wie im Film. Nur spielte ich dabei nicht die Rolle des Helden. Der Länge nach ausgestreckt lag ich auf dem Boden meines kleinen Zimmers in Zürich. Unter inneren und äusseren Krämpfen arbeitete ich mich schweissgebadet Zentimeter um Zentimeter auf das gegenüberliegende Sofa zu. Dort oben auf der gräulich schimmernden Sitzfläche lag sie, die ich so lange Zeit gehasst, verachtet und verspottet hatte. Und doch konnte ich sie nicht vergessen. Es schien nicht irgendeinen Weg zu geben, der an ihr vorbeiführte. Noch wenige Stunden zuvor hatte ich mich über sie vor meinen Arbeitskollegen lustig gemacht und sie in den Dreck gezogen. Und nun lag sie da – so unnahbar und tot, wie nur irgendetwas tot sein konnte. Ich stammelte, weinte, schrie zu Gott. Doch nichts schien diese widerliche Scheidewand zwischen ihr und mir beseitigen zu können. Wie ein Verdurstender in der Wüste schleppte ich mich mit letzten Kräften zu ihr hin, um sie nur wenigstens wieder berühren zu können. Doch alles half an jenem dunklen Abend des Jahres 1977 nichts. Kaum hatte ich sie mit meiner Hand ergriffen, bekam ich es wieder aufs Neue zu spüren, dass ich sie niemals zum Leben erwecken könnte. Warum nur ist sie, ohne dass ich es wollte, einfach wie ein unverschämter Mann in mein Leben eingedrungen? Warum kam ich nicht mehr von ihr los, obgleich ich sie ja gar nicht kannte und im Grunde genommen regelrecht hasste? Warum bloss kam

6 einer auf die verrückte Idee, eine Bibel zu schreiben? Dieses verflixte, verschlüsselte und doch so unheimlich faszinierende Buch! Niemand hatte mich bis zu jenem Zeitpunkt darüber aufgeklärt, was Paulus in 1. Korinther 2,14 schreibt: Dass nämlich ein so fleischlicher Mensch wie ich die Heilige Schrift niemals verstehen kann, es sei denn, dass Gott ihn begnadigt und Sein Bibelwort ihm offenbart. Weil ich von diesem Geheimnis nichts wusste, entbrannte ich wieder in wildem Zorn, schlug meine Bibel erneut zwischen den Händen zusammen und schleuderte sie abermals verzweifelt gegen die Wand. Doch alles Trotzen, Jammern und Fluchen half nichts. Ich war wie jeder andere Sünder darauf angewiesen, dass Gott sich meiner erbarmte, mich begnadigte und sich selbst mir offenbarte. Niemand hatte mir bis dahin von Dämonen und bösen Geistern erzählt, aber ich bekam sie gründlich an meinem ganzen Leib zu spüren. 21 Jahre lang hatte ich der Sünde gedient und ausgerechnet jetzt, wo ich in heimlichster Absicht meines Herzens von allem Bösen ablassen wollte, forderte sie so gnadenlos ihren Tribut. Erst in jener ohnmächtig düsteren Stunde realisierte ich, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes ein Gefangener der Sünde, ein Sklave des Todes und des Teufels, ein regelrecht Höriger des Bösen, ein machtloser Knecht der Mächte der Finsternis war. „Tod und Verderben ist der Lohn, die Konsequenz der Sünde“ (Römer 6,23). Somit war ich ein zum Tode Verurteilter. Dies war so ziemlich das Einzige, was ich beim Lesen der Bibel verstehen konnte.

Zum Tod verurteilt 7 Doch was half mir das jetzt? Ich wandte mich ja der Bibel zu, um in ihr dieses ewige Leben zu finden, von dem jener junge Automechaniker auf dem Platz neben mir so beharrlich erzählte. Schwarzen Gewitterwolken gleich durchzogen die Worte Arthurs immer wieder meinen Sinn: „Gott will dir in Jesus Christus ewiges Leben schenken. Doch wenn du von deinem sündigen Lebenswandel nicht ablässt und dich nicht veränderst, wirst du keinen Bestand haben am Tage des Gerichts. So wie du bist, kannst du unmöglich in den Himmel kommen.“ Bis dahin war es mir auch egal, ob ich in den Himmel komme oder nicht. Doch das, was ich hier erlebte, war die bare Hölle. Und in diese wollte ich natürlich auch nicht. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich eines Tages wie eine wildgewordene Bestie auf einer Bibel herumstampfen könnte. Doch einmal mehr tat ich es. Und obgleich ich sie und Gott dabei heftig verfluchte, war es im tiefsten Grunde nur Verzweiflung und nicht wirklich Hass, die mich zu solchem Handeln trieb. Überall im Leben konnte ich bis dahin meinen Willen durchsetzen. Doch hier stiess ich zum ersten Mal auf göttlichen Granit. Hier bekam ich es mit einer Materie bzw. mit einem lebendigen Gott zu tun, der mir meinen Egoismus gründlich brach und bei dem ich meinen Kopf nicht einfach durchdrücken konnte. Vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben begriff ich, dass ich wirklich mit Haut und Haar ein verlorener Sünder war. Je mehr ich nämlich in jenen Tagen von meiner Fluch-, Nikotin- und Sexsucht wegzukommen suchte, desto

8 mehr verstrickte ich mich hoffnungslos darin. Es konnte keinen Missgriff bei der Arbeit geben, bei dem ich nicht leidenschaftlich ins Fluchen geriet. Versuchte ich dagegen, von der Nikotinsucht wegzukommen, musste ich ohnmächtig feststellen, dass ich keine zwei Stunden ohne Glimmstengel existieren konnte. „Du musst dich verändern, Ivo!“, hörte ich mein Gewissen immer wieder sagen. Doch woher die Kraft? Gelang es mir einmal ausnahmsweise, meinem Körper für ein paar Stunden das Nikotin vorzuenthalten, schwoll die Sucht in mir derart an, bis sie mich wieder wie ein mächtiger Dammbruch überwältigt hatte. In solchen Stunden neigte ich dazu, gleich ein ganzes Paket Zigaretten auf einmal in den Mund zu stopfen, um sie wie ein Staubsauger zu inhalieren. Nach demselben Muster lief es auch auf allen übrigen Gebieten meines selbstbezogenen und gottfernen Lebens ab. Ich erlebte am eigenen Leib was in Römer 7,21-24 geschrieben steht: „Ich mache immer wieder dieselbe Erfahrung: Das Gute will ich tun, aber ich tue das Böse. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als Gottes Gesetz zu erfüllen. Dennoch handle ich nach einem anderen Gesetz, das in mir wohnt. Dieser Widerspruch zwischen meiner richtigen Einsicht und meinem falschen Handeln beweist, dass ich ein Gefangener der Sünde bin. Ich unglückseliger Mensch! Wer wird mich jemals aus diesem Todesleib befreien?“

9 Jesus unser Schicksal Etwa drei Monate lang diskutierte ich mit Arthur in den Kaffeepausen hin und her über die Bibel. Um mir über meinen verlorenen Zustand nicht weiter Rechenschaft ablegen zu müssen, versuchte ich hartnäckig, ihn von allerlei atheistischen (Gott verleugnenden) Thesen zu überzeugen. Doch ich verlor den Kampf bei jedem einzelnen Gefecht. Ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt, als ich mich etwas an diesen Christen gewöhnt hatte, eröffnete er unserer Crew, dass er seinen Beruf als Automechaniker verlassen würde. „Wo gehst du hin, und was wirst du künftig arbeiten?“, wollten wir wissen. Seine Antwort war für uns alle schockierend, und mich traf sie wie ein Blitzschlag. Wenngleich uns insgesamt kaum mehr etwas verwundern konnte an diesem Menschen, denn er war etwa so greifbar wie der Wind und so berechenbar wie der Weg eines Vogels, wenn er die Lüfte durchzieht ... diesmal ging er zu weit: „Ich werde all mein Geld weggeben und auf eine Bibelschule gehen.“ Da zu jener Zeit gerade der Beschluss in mir feststand, Millionär zu werden, schöpfte ich für einen kurzen Moment Hoffnung. „Denn jetzt“, dachte ich bei mir selber, „da er sein Geld ja nicht mehr braucht, könnte er es ja vielleicht mir weihen.“ Ich fragte ihn mit einem so freundlichen Gesicht, wie ich nur irgend konnte, was er denn gedenke, mit diesem hinderlichen Mammon zu tun. Die Ernüchterung kam postwendend. Da bestand nämlich

10 nicht die geringste Chance, an die Mäuse ranzukommen. Sein Beschluss stand fest, das Geld einzig und allein der Mission, der Sache Gottes zu opfern. Mit vielen wohldurchdachten Zügen hatte Arthur in den vorangegangenen Monaten versucht, mir Jesus Christus als einzigen Erlöser lieb zu machen. Er konnte nicht ahnen, dass er mich mit dieser seiner letzten Handlung soeben schachmatt gesetzt hatte. Zum Abschied drückte er mir das Buch „Jesus unser Schicksal“ in die Hand. Dabei schaute er mir fest in die Augen und entlockte mir – im Grunde genommen wieder einmal mehr gegen meine Prinzipien – das Versprechen, dass ich es auch lesen würde. So nahm ich das Buch mit nach Hause und musste unaufhörlich an diese Sache mit dem Geld denken. Auch ich hatte nämlich Arthur, wahrscheinlich ebenso entgegen seinen Grundsätzen, eine Antwort entlockt. Warum bloss musste ich Esel so lange auf ihm herumbohren, bis er mir die genaue Summe nannte?! Doch alle Selbstvorwürfe halfen in diesem Moment auch nicht weiter. Die Zahl war gefallen und ich mit ihr. Und als ob ich die Summe dadurch wieder vergessen machen könnte, fiel mir nichts Besseres ein, als zuhause beim Mittagstisch offen davon zu erzählen: „Mama, stell dir vor, jetzt hab ich wirklich einen Verrückten kennengelernt. Der gibt um seines Glaubens an Jesus Christus willen sein Berufsleben, sein ganzes Erspartes und überhaupt alles, was die Seele begehrt, auf, um in Armut auf eine Bibelschule und schliesslich in die Mission zu gehen ... Wenn er das Geld wenigstens mir gegeben hätte! Kannst du so was verstehen?“ Was meine Mutter damals

Jesus unser Schicksal 11 antwortete, weiss ich nicht mehr. Ich weiss nur noch, dass ich mich dadurch nicht entlasten konnte. Gegen jede Form der Theologie und Argumentation hatte ich mich erfolgreich zur Wehr setzen können. Selbst jede Androhung des kommenden Gottesgerichts konnte ich für mich irgendwie neutralisieren und hinwegargumentieren. Doch die Tatsache, dass ein 21-jähriger Mensch, ein attraktiver Mann meines Alters, auf alles Wohlleben freiwillig verzichtet, um sein Leben in den Dienst für seine Mitmenschen zu stellen, diese Taten steckten wie Geschosse einer Harpune mit Fünfzack und Widerhaken unbeweglich in mir fest. Irgendwie ahnte ich sogleich, dass das Buch mit dem Titel „Jesus unser Schicksal“ etwas mit meinem künftigen Leben zu tun haben könnte. Denn Jesus war in gewisser Hinsicht durch diesen Zeugen bereits zu meinem unausweichlichen Schicksal geworden. Ich kam nicht mehr von Ihm weg, musste Tag und Nacht über Ihn nachsinnen. Dabei hatte ich noch mit keinem Ansatz wirklich verstanden, warum es diesen Jesus überhaupt braucht.

12 Gott, ja, aber wozu Jesus? Da ich den Kampf, die Bibel zu lesen und zu verstehen, unwiderruflich verloren hatte, entschloss ich mich, wenigstens Arthur einen Gefallen zu tun und sein Buch zu lesen. Und obgleich ich auch da wieder nicht annähernd etwas von dem Sinn und Zweck des Geschriebenen erfassen konnte, hatte ich doch zum ersten Mal den Eindruck, irgendwie Gott nähergebracht zu werden. Was es genau war, was mich so fesselte, konnte ich über mehrere Kapitel hinweg selbst nicht definieren. Jedenfalls erzählte dieser Autor genauso überzeugend und unaufhörlich von Jesus wie Arthur. Was sich wie ein Mantra ständig wiederholte, war die Bezeugung, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist, damit wir Leben haben. Die Geschichten waren allesamt spannend und lebensnah geschrieben. Darum las ich immer weiter und weiter. Dann kam plötzlich ein Kapitel, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Es beschreibt den Tod seines eigenen Autors, des Pfarrers Wilhelm Busch. Als ich von seinem Abscheiden las, schienen in mir sämtliche Quellen der Erkenntnis und der Offenbarung aufzubrechen. Mit einem Mal wusste ich mit Vollgewissheit, dass dieser Mann nun an jenem Ort ist, den ich niemals sehen würde – im Himmel! Schlagartig wurde mir bewusst, was mich an diesem Buch so fasziniert hatte. Es war wieder einmal mehr nicht die Theologie, nicht die Theorie über Gott, sondern die Beziehung des Herzens zu Ihm, die unge-

Gott, ja, aber wozu Jesus? 13 heuchelte, ungeteilte, echte Hingabe zu dem, der um unserer Sünden willen gestorben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt worden ist – Jesus unser Schicksal! Jetzt endlich konnte ich verstehen, wozu Jesus notwendig war. Wilhelm Busch hat ein Leben lang nicht auf seine guten Werke, sondern auf Jesus Christus vertraut. Er war ein Mann, der Fehler machte wie jeder andere Mensch, aber im Gegensatz zu mir brachte er all seine Sünden beständig in Ordnung, liess seine Verfehlungen im Blute Jesu abwaschen und vertraute unablässig auf Ihn. Ich konnte in meinem Geist buchstäblich fühlen, mit welchem Freimut dieser Mann die Pforten der Hölle überschritten hatte. Die dämonischen Verkläger und Teufel mochten bei seinem Tod zu Legionen gegenwärtig gewesen sein, doch ich hörte ihn triumphierend ausrufen: „Jesus ist meine Gerechtigkeit! Jesus ist mein Heil! Jesus ist mein Leben! Jesus war mein Schicksal!“ Angesichts eines solchen Bekenntnisses, eines solchen Glaubens und Lebenswandels musste jede Macht der Hölle kapitulieren, zerbrechen und entfliehen. Während ich also Wilhelm Busch in meinem Geiste triumphal in den Himmel aufsteigen sah, um dort von jenen Händen in Empfang genommen zu werden, die er so liebte, brach ich auf der Stelle zusammen. Sein Sterben wurde mir zum Spiegel der Wahrheit über mich selbst. In einem Nu stieg mein ganzes sündenbeladenes Leben unaufhaltbar in mir hoch. Wo wollte ich, der Gottlose und Selbstgerechte, am Tage meines Todes erscheinen? Es war mir gerade so, als stünde ich bereits inmitten des

14 Gerichtssaales Gottes vor dem weissen Thron (Offenbarung 20,11-12)1. Ohne Mühe konnte ich plötzlich die mir zuvor unverständlichen Worte der Bibel wie z. B. Römer 3,10-18 verstehen: „Es ist keiner gerecht, auch nicht einer. Es ist keiner verständig. Keiner, der nach Gott fragt. Alle sind abgewichen, sie taugen alle zusammen nichts. Es ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer! Jede Kehle ist ein offenes Grab, mit ihren Zungen trügen sie. Otterngift ist unter ihren Lippen. Ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit. Ihre Füsse sind eilig, um Blut zu vergiessen. Verwüstung und Jammer bezeichnen ihre Bahn, und den Weg des Friedens kennen sie nicht. Es ist keine Gottesfurcht vor ihren Augen.“ Ohne dass ich es wollte, konnte ich selbst lautes Weinen nicht mehr zurückhalten. Gekrümmt wie eine Frau, die in Wehen liegt, winselte ich wie ein getretener Hund. All die Sünden der Vergangenheit wogten wie mächtige Wasserwellen über meine Seele und schlugen als höllische Verdammungen gnadenlos über mir zusammen. In immer neuen Schüben löste eine Erinnerungsflut die nächste ab, bis ich schliesslich mit jeder Zelle meines Leibes und jeder Faser meiner Seele ausschreien konnte: „Wehe mir, ich vergehe, ich bin der ärgste aller 1 „Und ich sah einen grossen weissen Thron und den, der darauf sass, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden. Und ich sah die Toten, die Grossen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden geöffnet, und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken.“

Gott, ja, aber wozu Jesus? 15 Sünder. Wer wird mich erretten aus dem Leibe dieses Todes?!“ So sicher ich in jener Stunde Wilhelm Busch im Himmel wusste, so sicher wusste ich meine Seele im Falle eines Abscheidens in der Hölle. Ohne wirklich glauben zu können, dass Jesus für solch eine Unmenge von Sünden wie die meinigen noch aufkommen könnte, wurde ich in jener tragischen Stunde dennoch unaufhaltsam an die Worte der Heiligen Schrift erinnert, die mir sowohl Arthur als auch Wilhelm Busch so unermüdlich bezeugt hatten: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Johannes 1,8-9). So bekannte ich einfach kreuz und quer meine Sünden, die mir gerade alle so einfielen. Zum ersten Mal war da keine Neigung zur Beschönigung mehr in mir; keinerlei Verharmlosung, Rechtfertigung oder Verheimlichung hatte mehr Platz. Nur noch die ungeschminkte, nackte Wahrheit kam auf den Tisch. Ich rief den Namen Jesu an, denn so lehrt es die Bibel: „Denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, der wird gerettet werden“ (Römer 10,13). In dieser Stunde des Gnadengerichtes konnte ich durch und durch verstehen, weshalb jeder Mensch Jesus braucht. Mein ganzes Leben schien im Angesicht der Heiligkeit Gottes gnadenlos zu verbrennen. Doch da war Einer, der für meine Sünden bezahlt hatte: Jesus, der Gerechte. Er ist für mich, den Un-

16 gerechten, gestorben. Er hat meine Schuld auf sich genommen. Er hat bezahlt, damit ich Frieden haben sollte. In all dem Auf und Ab erinnerte ich mich auch noch, wie Arthur immer wieder davon gesprochen hatte, dass man Jesus sein ganzes Leben ausliefern müsste, um gerettet werden zu können. Wie das genau zu praktizieren ist, wusste ich in jener Stunde noch nicht. Doch ich wusste, dass geschrieben steht: „Und er (Jesus) ist darum für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist“ (2. Korinther 5,15). Obgleich ich nicht ansatzweise verstand, was Gott mit meinem katastrophalen Leben anfangen könnte, schrie ich, der Verzweiflung nahe: „Gut, Gott, wenn Du mein Leben willst, dann nimm doch dieses Scheissleben hin und gebrauche es.“ Das in etwa war mein ganzes Bekehrungsgebet. Ich kann es bis zum heutigen Tag kaum fassen, dass Gott solch ein geradezu blasphemisches Gebet erhört hat. Doch Er erhörte mich tatsächlich. Obgleich sich in jenem Moment nichts fühlbar änderte, und ich mich irgendwann von meinen müden Knien erhob, widerfuhr es mir doch, dass ich in jener Zeit mitten in der Nacht, mitten in ganz normalen Träumen, mit einem Mal himmlische Dimensionen erlebte.

17 Die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes Neben mir her ging ein Mann, den ich noch nie gesehen hatte, der mir aber doch durch und durch vertraut war. Miteinander ins Gespräch vertieft, führte er mich an Feldern vorbei auf einen Höhenweg, von dem aus ich weit unten grosse Erntefelder erblicken konnte. Ich sah dort Schnitter beim Binden von Garben. Überall standen abholbereite Garbenbündel. Andere luden diese Garben auf einen bereitstehenden Garbenwagen. Ich stand ganz allein zur Rechten dieses Mannes auf diesem Höhenweg, während er mich auf alles aufmerksam machte, was auf dem Erntefeld geschah. Mit einem Mal sah ich, wie – ohne Menschenhand – dieser vollbeladene Garbenwagen sich zu bewegen begann. Sehr erstaunt und doch nicht erschrocken beobachtete ich, wie dieser Wagen die Erntefelder herunter in die Tiefe rollte. Zunächst sah es aus, wie wenn sich ein grosses Unglück anbahnen würde. Doch zuunterst rollte dieser Wagen über grüne Auen direkt auf ein grosses Gewässer zu. Am Ufer dieses Wassers entlang standen mächtige Bäume, deren Kronen bis hinein in den Himmel ragten. Zwischen diesen Bäumen hindurch rollte der Wagen direkt ins Wasser. Wieder wollte ich erschrecken, doch eine nie gekannte Ruhe umgab mich. Nun sah ich, wie dieser Garbenwagen sich im Wasser verwandelte. Vor meinen Augen fand eine Metamorphose vom Wagen zum Schiff statt. Als wäre es das Natürlichste überhaupt, bewegte sich dieses Erntewagen-Schiff in aller Ruhe

18 auf dem Wasser fort. Dann sah ich die Baumkronen dieser grossen Bäume, wie sie hinein in den Himmel ragten. Der Himmel hatte solch eine Klarheit, wie ich das mit meinen Menschenaugen noch nie zuvor gesehen hatte. Die Baumkronen neigten sich mit einem grossen Schweif nach unten und wurden von einem Wind der Herrlichkeit sanft hin- und hergeweht. Die Brillanz dieser Erscheinung wurde so überaus herrlich und gewaltig, dass keine Menschenworte es erfassen oder beschreiben könnten. Mir war es, als blickte ich direkt ins Angesicht Gottes; so herrlich war die Erscheinung. Die ganze Landschaft war wie verwandelt und hatte eine Klarheit in der Art wie nach einem grossen Gewitter, wenn alles wie durchgereinigt ist. Als ich aufwachte, sprang ich mit einem Jauchzer aus dem Bett, und in meinem Herzen jubelte es unaufhörlich: „Gott lebt! Es gibt Ihn tatsächlich! Gott existiert! Ich habe Seine Herrlichkeit gesehen – Gott lebt! Gott lebt! Gott lebt!“ Auch Stunden später war ich immer noch in diese Wolke der Herrlichkeit eingehüllt. Selbst bis heute, nach über 25 Jahren, steht mir Gottes Herrlichkeit noch so vor Augen, als hätte ich Ihn erst gestern erlebt. Ich konnte Ihn nie wieder vergessen, so beglückend und erfüllend war Seine Herrlichkeit. Erst im Nachhinein gewahrte ich, dass der Mann, neben dem ich herging, derselbe war, dem ich in so ungebührender Weise mein Leben anbefohlen hatte. Doch um Seiner Herrlichkeit und Lieblichkeit willen soll mir nie wieder ein Preis zu hoch sein, keine Last zu schwer und kein Weg zu steil, um schliesslich von Seinen lieblichen Armen in Empfang genommen zu werden.

Die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes 19 Ich kann an dieser Stelle nicht anders, als dich, geliebter Leser, mit aller Inbrunst dazu aufzufordern, dein Leben ebenfalls in Seine treuen Hände auszuliefern. Nur bitte ich dich, es würdevoller zu tun, als ich es getan habe. Suche doch möglichst heute noch, zusammen mit diesem Buch, einen stillen Ort auf, wo du dich vor Seinem heiligen Angesichte niederknien kannst. Schau bei all dem, was ich dir jetzt sage, weder auf deine eigene Kraft noch Weisheit. Es kommt bei alldem in keinster Weise auf das an, was du vermagst oder nicht vermagst. Wenn du diesem Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, gehören willst, dann mache heute noch folgendes Gebet zu deinem eigenen: „Vater im Himmel, ich habe vor Dir und Deinen heiligen Engeln gesündigt. Meine Sünden sind so viele wie die Haare auf meinem Kopf, und nicht eine einzige von ihnen kann ich wirklich wiedergutmachen. Darum komme ich zu Dir, um vor Dir um Gnade zu bitten. Ich habe weder die Kraft, meine Sünden innigst zu bereuen noch meinen Lebensstil zu verändern. Ich bin durch und durch sündig nach Leib, Seele und Geist. Doch Du sagst, dass Du die Welt so geliebt hast, dass Du Deinen eingeborenen Sohn gabst, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe (Johannes 3,16)1. Vater im Himmel, ich glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. 1 „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“

20 Ich glaube, dass Er für meine Sünden gestorben ist. Und ich glaube, dass Er um meiner Rechtfertigung willen auferweckt wurde. Vergib mir darum in Jesu Namen alle meine Sünden. Aber nicht nur meine Sünden, auch mein ganzes Leben will ich Dir geben. So wie Du Dein Leben für mich gabst, so will ich mein Leben für Dich hingeben. Es soll nach Leib, Seele und Geist Dir gehören. Vater im Himmel, in Jesu Namen danke ich Dir, dass Du Deine Zusagen gerade jetzt erfüllt und mir alle meine Sünden vergeben hast. Ich will mich aus Dankbarkeit nun bei nächster Gelegenheit im Wasser taufen lassen, damit ich mich auch vor Zeugen zu Dir bekennen kann, und Du mich mit Deinem Heiligen Geist versiegeln kannst (Apostelgeschichte 2,38)1. Komme in mein Leben in der Kraft Deines Heiligen Geistes, wohne in mir, damit Du zu mir und ich dadurch zu Dir werden kann. Wohne Du selbst, Herr Jesus, in mir, damit ich die Macht erhalte, der Sünde, dem Tod und dem Teufel nicht mehr dienen zu müssen. Für all diese Zusagen und Erhörungen danke ich Dir herzlich. Im Namen Jesu, Amen.“ Nachdem du dieses Gebet mit aufrichtigem Herzen beten konntest, bitte ich dich, dein Wort einzulösen und dich so umgehend wie möglich zu einer Taufe im Wasser anzumelden2. 1 „Tut Busse, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“ 2 Nachtrag zur Taufe, siehe Nachwort

21 Gottes Auserwählte Was ich nie für möglich gehalten hatte, traf allzu schnell ein. Schon wenige Stunden nach jenem herrlichen Nachtgesicht begannen sich von Neuem dunkle Schleier der Sündhaftigkeit über meinem Leben auszubreiten. Mein gesamtes Denken und Fühlen war ja noch durchsetzt von sündhaften Trieben und Gebundenheiten. Obgleich ich nichts heisser ersehnte, als in jener Herrlichkeit drinzubleiben, wurde dieselbe doch durch die eingeschliffene Fülle böser und unreiner Gedanken in mir mit Macht rivalisiert und vertrieben. In jenen ersten Wochen nahm die Finsternis manchmal so sehr überhand, dass ich zwischendurch regelrecht vergass, dass ich mich bekehrt hatte und an Gott gläubig geworden war. Ich hatte damals auch noch keine Ahnung, dass mir die Kraft und Gabe des Heiligen Geistes fehlte, weil ich noch nicht getauft war. Eines Abends kniete ich wieder in meinem Zimmer. Vor mir lag ein Buch mit dem geheimnisvollen Titel „Gottes Auserwählte“. Auf dem Umschlag waren schwarze und weisse Silhouetten von Menschen zu sehen. Die weissen wurden von oben her von einem Lichtkegel getroffen. Wieder einmal brach eine Welt in mir zusammen. Weil ich bis zu jenem Zeitpunkt noch nicht gelernt hatte, wie man sich glaubend auf die Tatsache stellt und beruft, dass man in Christus eine neue Schöpfung geworden ist, orientierte ich mich allein an meinen Gefühlen und sichtbaren Veranlagungen. Kein Wunder, verfiel ich einmal mehr, während ich die-

22 ses Bild der Auserwählten betrachtete, in tiefe Wehmut und Resignation. „Alles habe ich erreicht“, dachte ich bei mir selber, „nur das eine und einzige, worauf es wirklich im Leben ankommt, das habe ich verpasst – ich bin kein Auserwählter Gottes.“ Ich verstand noch nicht, was Gott in Römer 8,29 sagte. Dort verspricht Er nämlich, dass Er alle, die Er einmal erkannt hat, auch vorherbestimmt hat, gleich zu werden wie Sein Sohn Jesus Christus. Ich konnte noch nicht erfassen, dass Gott all diejenigen, die Er vorherbestimmt hat, auch bis zur Vollendung bringen wird. So wie Gott alle, die Er berufen hat, hernach auch gerechtfertigt hat, so will Er auch alle Gerechtfertigten herrlich machen. So steht es geschrieben: „Die er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht“ (Vers 30). Mit grosser Sorgfalt nahm der Heilige Geist sich meiner an und offenbarte mir, in welcher Treue Er mein Leben schon in vorlaufender Gnade bewahrt und versiegelt hatte. Ich durfte in Epheser 1,3 erkennen, dass ich in Christus bereits gesegnet wurde mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt und dass ich in Christus bereits vor Grundlegung der Welt auserwählt wurde. Welch ein Jubel durchströmte mein Herz, als ich zum ersten Mal gewahrte, dass ich ja ein von Gott Gezogener, Berufener und auch Gerechtfertigter bin. Gerade die Tatsache, dass Er mich ja gezogen und gerechtfertigt hatte in Seinem Blut, war der Beweis dafür, dass ich vor Grundlegung der Welt an vorherbestimmt war. Ebenso aber auch Beweis dafür, dass Gott gewillt ist, Seinen Sohn in mir noch vollständig zu verherrlichen. Hast du gewusst, dass diese Fülle der himmlischen

Gottes Auserwählte 23 Segnungen dir genauso gilt? Nimm sie glaubend und voller Dankbarkeit an! Lass sie allesamt für dich gelten, sonst können diese Segnungen nicht wirksam werden in deinem Leben. Wer glaubt, der hat! Mit einem Mal konnte ich die vorlaufende Gnade in meinem Leben wie einen roten Faden erkennen. Da war ja nichts, aber auch gar nichts einfach dem Zufall überlassen. Selbst in den Zeiten meiner mutwilligsten Gottlosigkeit war es Seine liebevolle Hand, die mich geführt und getragen hatte. Ich will dir nun genau berichten, wie sich diese Erwählung bei mir im praktischen Alltag ausgewirkt hat und welch eine umwandelnde Kraft seit meiner Bekehrung im Sommer 1977 an mir wirksam ist. Ich schreibe die vollständige Wahrheit und weiss, dass dieselbe Kraft Gottes auch dein Leben verwandeln, ja völlig revolutionieren will. Ich beginne ganz vorne bei der vorlaufenden Gnade. Vorlaufende Gnade Diese vorlaufende Gnade begann schon bei meinem Geburtskampf. Die Nabelschnur wand sich zwei Mal eng um meinen Hals, und meine Mutter hatte plötzlich keine Wehen mehr. Buchstäblich mit Händen und Füssen knieten die Ärzte auf ihrem Bauch herum, um mich da irgendwie rauszukriegen. Todeshauch lag in der Luft. Alles wurde totenstill. Mein kleiner Körper war tiefblau angelaufen und entging laut den Ärzten nur knapp dem Tod. Doch in den Schriften steht geschrieben: „Du bist es, der mich aus dem Mutterleib gezogen hat“

24 (Psalm 22,10). Und durch Hesekiel sprach der Herr: „Da ging ich an dir vorüber und sah dich in deinem Blut zappeln; und zu dir in deinem Blut sprach ich: Bleibe leben! Ja, zu dir in deinem Blut sprach ich: Bleibe leben und wachse zu Zehntausend wie das Gewächs des Feldes“ (Hesekiel 16,6). Dieselbe vorlaufende Gnade bewahrte mich, als ein Mann mich mit etwa vier Jahren auf offener Strasse entführte. Er täuschte mir vor, mein Grossvater zu sein. Meine Mutter, die zufällig am anderen Ende der Stadt geschäftlich unterwegs war, sah mich an der Hand dieses Mannes, stürzte aus dem Auto und entriss mich dem Entführer. Wieder einige Jahre später erhielt die vorlaufende Gnade mich und meinen Bruder am Leben, als wir einmal an einer steilen Strasse die Handbremse unseres Autos lösten und gerade noch an der offenen Tür hängenblieben. Dann wieder stand ich eines Tages mit meinem Bruder auf einem langen Holzsteg, der ins Mittelmeer hinausragte. Ein heftiges Gewitter kam auf, und ein Blitz schlug nur wenige Meter neben uns ins Meer ein. Erst viele Jahre später erkannten wir nüchtern, welch grosse Gnade damals gewirkt hatte, denn jedes physikalische Gesetz lehrt uns, dass der Blitz immer in den höchsten Punkt einschlägt. Es war rein physikalisch unmöglich, dass dieser Blitz nur wenige Meter von uns ins Meer einschlug. Bei einem Autounfall mit meinen Eltern im Winter drehte sich unser Fahrzeug und blieb gerade noch an einem Pfosten hängen. 50 Meter davor und 50 Meter danach wären wir in die Tiefe des eisbedeckten Lauerzer Sees gestürzt und ertrunken.

Gottes Auserwählte 25 Kannst du auch in deinem Leben die vorlaufende Gnade Gottes erkennen? Hast du Gott schon einmal von Herzen gedankt für all das Gute, das Er an dir und deinem Hause getan hat? Du solltest es als Angelt nehmen, dass Er auch dich schon vor Grundlegung der Welt erkannt hat, dass Er auch dich vorherbestimmt hat, mit Jesus leiblich verwachsen zu sein. Du sollst Seinem Leben, all Seinen Tüchtigkeiten und Wesenseigenschaften, all Seinen Fähigkeiten und Kräften vollständig angedockt und ihrer teilhaftig werden! Ergreife es im Glauben, dass Er auch dich bereits berufen und Seinem Plan gemäss dich bereits in Christus gerechtfertigt hat, um künftig Seine vorgefasste Verherrlichung des Christus in dir und deine Verherrlichung in Ihm sichtbar zu machen. Auch für dich ist es höchste Zeit, diese Herrlichkeiten im Glauben in Anspruch zu nehmen, denn ein Menschenleben, so scheint es mir, will dazu nicht ausreichen, die Fülle der Verherrlichung und Verwandlung in Christus in sich aufzunehmen. Eile und lass deine Seele retten! Bete das Gebet des Sünders, falls du es noch nicht getan hast, wie ich es dir im vierten Kapitel vorgebetet habe. Mach dich zusammen mit uns auf den Weg, um als Auserwählte Gottes die verheissene Verwandlung mit Macht zu empfangen.

26 Machtvoll verwandelt „Wir alle aber schauen mit hinauf enthülltem Blick die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist geschieht“ (2. Korinther 3,18). „Jeder, der den liebt, der geboren hat, liebt den, der aus ihm geboren ist“ (1. Johannes 5,1). Unser Gott ist ein Gott der Wandlungen. Sobald Er uns in Seine Hand bekommt, beginnen auf sämtlichen Lebensebenen die Kräfte des Himmels zu unseren absoluten Gunsten zu wirken. Das Erste, was sich in meinem frisch geweihten Leben zu verwandeln begann, waren meine Bosheit und meine Unreinheit. Der Herr wandelte sie in eine innigste Liebe zu meinen Mitmenschen um und weckte in mir einen starken Hang zur Reinheit und Heiligkeit. Mit göttlicher Entschlossenheit, wie ich das zuvor nie kannte, machte ich mich sogleich auf, um zum Beispiel mein leidenschaftliches Fluchen unter die Füsse zu bringen. Weil mich bis dahin niemand unterwiesen hatte, dass man jede Sünde im Namen Jesu und in der Kraft Seines in uns wirkenden Glaubens bezwingen kann, versuchte ich, den Fluchgeist zunächst in eigener Kraft zu besiegen. Dies schlug natürlich fehl, und da ich es nicht besser verstand, entschied ich mich kurzerhand, meinen Beruf als Automechaniker aufzugeben, um der ständigen Versuchung des

Machtvoll verwandelt 27 Fluchens nicht mehr ausgesetzt zu sein. Aus diesem Grund wechselte ich in den Autoverkauf über. Obgleich diese Handlung an sich nicht dem biblischen Weg entsprach, belohnte Gott einmal mehr meinen Glaubensentscheid. Ich wurde derart von dem Geist des Fluchens befreit, dass ich über Jahre hinweg noch nicht mal in Gedanken fähig gewesen wäre, auch nur schon den leisesten Fluch zu denken. Ich wurde durch die Gnade Gottes in einem Nu machtvoll verwandelt. Ebenfalls wandelte der Herr sogleich meine Beziehung zum anderen Geschlecht um. Ohne Rücksicht auf Verluste konnte ich diesbezüglich mein ganzes Leben ordnen. Die am Anfang herausragendste Wandlung aber war die Liebe Gottes, die mich unablässig verlangend machte, andere Christen kennenzulernen. „Jeder, der den liebt, der geboren hat (Gott), liebt den, der aus ihm (aus Gott) geboren ist“ (1. Johannes 5,1). Wenn der uns begnadigende Gott Seine Werke nicht von A bis Z in uns wirken würde, wären wir allesamt verloren. Ich, der ich zuvor ein Christenverächter war, wurde nun plötzlich mit Seilen der Liebe zu den Christen hingezogen. Doch wo waren welche zu finden? Dass mein neu gefundener Glaube etwas mit Kirche oder Institutionen zu tun haben könnte, wäre mir nicht einmal im Traum in den Sinn gekommen. Um mit meiner Grossmutter darüber zu sprechen, war ich zu jenem Zeitpunkt noch zu stolz, denn wir hatten sie jahrelang verachtet und verspottet. Arthur aber war auf die Bibelschule weggezogen.

28 Verwandelte Einsamkeit In jener Zeit der inneren Suche musste ich wieder einmal zur Armee. Da ich noch nicht viel Boden unter den Füssen hatte, geriet ich schnell in ein Fahrwasser des Übermutes und allerlei dummer Scherze. Da liess Gott es zu, dass ich verunfallte und für einige Tage ins Lazarett musste. Dort packte ich reuevoll ein kleines Buch aus, das mir meine gläubige Grossmutter geschenkt hatte. Da mir meine Grossmutter ausschliesslich geistliche Literatur schenkte, ging ich einmal davon aus, dass es meiner Seele gut tun würde, dieses Buch zu lesen. Ich hatte keine Ahnung, welchen Inhalt es vermittelte. Die Geschichte schien sich aber in Zürich, meiner Vaterstadt, abzuspielen, denn es hiess: „Im Shop-Ville fing es an“. Kaum hatte ich zu lesen begonnen, war ich schon hellwach. Da las ich fast auf jeder Seite, wie Christen miteinander einen Weg gehen, wie sie miteinander beten, einander in die Arme nehmen, miteinander eine Teestube eröffneten, um bei Tee und Gebäck den Menschen vom Evangelium zu erzählen. Da wurde beschrieben, wie Jugendliche auf der Kanzel stehen und predigen, wie die Menschen von der Strasse weg sich zu Jesus bekehren und ein neues Leben beginnen. Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, war mein Herz übervoll von Verlangen nach genau solch einer Gemeinschaft mit anderen Christen. Ich weinte und flehte zu Gott, dass Er sich meiner erbarmen möchte. In derselben Stunde kam mir ein Zettel in Erinnerung, den mir Arthur etwa ein Jahr zuvor in die Hand gedrückt hatte. Wieder zuhause angekommen, konnte ich es kaum erwarten,

Machtvoll verwandelt 29 diesen Zettel zu suchen. Ich durchwühlte mein ganzes Zimmer, meinen Schreibtisch und fand ihn tatsächlich. Dort stand eine Adresse geschrieben. Sogleich erkundigte ich mich nach dem Weg dorthin, denn es schien sich um eine Art Gottesdienst zu handeln. Als ich die Türe zu diesem Lokal öffnete und eintrat, traf mich beinahe der Schlag. Ich befand mich genau in den Räumlichkeiten, von denen ich in dem Buch meiner Grossmutter gelesen hatte. Ich erkannte es an den vielen Tischen überall und an den Schwartenbrettern, die an die Wände genagelt waren. Ich erkannte es an der Kanzel und an den jungen Menschen, die auf ihr predigten. Das ganze Programm war genau so ausgerichtet wie in dem Buch. In Zürich gibt es Dutzende von christlichen Versammlungen. Doch der Herr hatte mein Gebet erhört und mich exakt in die Gemeinde geleitet, von deren Entstehungsgeschichte dieses Buch berichtete. Nun war ich nicht nur von Neuem geboren, ich hatte auch noch ein geistliches Zuhause gefunden. Halleluja! Der Herr hatte meine Einsamkeit in glückseligste Gemeinschaft mit anderen Gotteskindern verwandelt. Von da an ging alles Schlag auf Schlag. Verwandelte Wünsche und Interessen Sogleich wurde ich eingeladen, auf die Strassen Zürichs mitzugehen, um das Evangelium zu bezeugen. Da ich leidenschaftlicher Sportler und Musiker zugleich war, war natürlich mein ganzes Wochenprogramm lückenlos besetzt. Trotzdem machte ich mich eines Abends frei, um einmal auf der Strasse mit dabei zu sein. Ich zitterte am ganzen Leib vor

30 Aufregung, als es so weit war. Etwa 15 junge Menschen in meinem Alter begannen zwar etwas falsch, dafür aber umso freimütiger drauflos zu singen. Einer nach dem anderen stellte sich mutig nach vorne und begann aus seinem Leben zu erzählen und zu predigen. Da mir noch jeder Mut zum öffentlichen Sprechen fehlte, versuchte ich, die Geschwister dadurch zu unterstützen, indem ich so ein bisschen mit meinen Muskeln spielte, während ich dort dabeistand. Ich musste zuerst lernen, dass diese Art zu imponieren nicht gefragt war, sondern dass es auf eine ganz andere Art des Vorbildes ankam. Hernach luden wir die Menschen scharenweise in die Teestube ein. Auch da musste ich zuerst lernen, dass der männliche Charme die falsche Ebene war, um Menschen zu gewinnen. Ich war nämlich sogleich dabei, sämtliche hübschen Mädchen anzusprechen. Der Mensch benötigt eben eine Verwandlung auf allen Ebenen seines Denkens und Seins. In der Teestube angekommen, wurde noch einmal gepredigt und hernach bei Tee und Gebäck über das Evangelium von Jesus Christus gesprochen. Diese Art des Lebens faszinierte mich derart, dass ich einen Abend nach dem anderen einzutauschen begann. Zunehmend sagte mir Bodybuilding und das Trachten nach äusserer Schönheit nichts mehr. Weil ich Menschen kennenlernen durfte, die im Besitz einer inneren Schönheit waren, begann auch ich mich mehr und mehr nach derselben auszustrecken. Und weil ich eine unbeschreiblich tiefere Art der Gemeinschaft gefunden hatte, konnte mich selbst meine Band, die ich überaus geliebt hatte, nicht mehr halten. Ich predigte ihnen zuletzt mehr das Evangeli-

Machtvoll verwandelt 31 um, als dass wir zusammen musiziert hätten. Und anstatt einem professionellen Standard nachzujagen, drängte es mich immer mehr, in der Mitte der Gläubigen zu stehen und unter Schmach die Evangeliumslieder auf offener Strasse und überall mitzusingen. Doch mein Leben war noch immer von ständiger Schwachheit gezeichnet. Immer wieder spürte ich, dass mir diese Kraft fehlte, die einige Christen auszeichnete. Mein Leben wurde immer wieder verschlungen von finsteren Werken und ebenso auch von Furcht. Ich fand einfach nicht die Kraft wie die Übrigen, so ungezwungen auf der Strasse zu predigen oder überhaupt meinen Glauben und das Evangelium zu bezeugen. Ein treuer Bruder erklärte mir dann eines Tages, dass eine Wassertaufe durchgeführt würde. Ich konnte nicht genug darüber hören. Immer wieder wurde gesagt, dass man dort seinen „alten Menschen“ ins Grab legen könnte, um mit Christus neu aufzuerstehen. Genau das war es, wonach mein innerstes Wesen dürstete! Als es endlich so weit war, stieg ich im Jahre 1978 voller Freude ins eiskalte Nass des Zürichsees. Ich wurde hinein in den Namen Jesu getauft. Nachdem ich das Wasser verlassen hatte, kam mit jeder Stunde eine grössere Freude und Kraft aus der Höhe über mich. Ich konnte es kaum fassen: All das, was ich mir ersehnt hatte, begann – einer Urquelle gleich – in mir aufzubrechen. Von dieser Stunde an bis zum heutigen Tag findet eine machtvolle Verwandlung nach der anderen in meinem Leben statt. Ich erlebte bei meiner Wassertaufe, was Apostelgeschichte 2,38 darüber sagt: „Tut Busse, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Erlas-

32 sung eurer Sünden. Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“ Von dieser Stunde an war ich mir nicht nur der Vergebung meiner Sünden vollgewiss, sondern auch der Kraft, all diese Sünden nie mehr tun zu müssen. Anfänglich wie ein kleines Rinnsal wuchs dieser Strom des Heiligen Geistes in meinem Leben, bis ich mich von ihm auf allen Gebieten mitreissen lassen konnte. Verwandelte Liebesfähigkeit Von der Stunde meiner Taufe und des Empfangs des Heiligen Geistes an konnte keine Macht der Hölle mehr verhindern, was Gott schon vor Grundlegung der Welt an beschlossen hatte. Lebst du auch schon in dem Bewusstsein, dass Gott bereits vor Grundlegung der Welt einen fertigen und guten Plan mit deinem Leben gemacht hat (Epheser 1,3-4)1? Wenn dieser Plan sich zu erfüllen beginnt, geschehen Dinge in uns und um uns, die wir nie aus eigener Kraft tun könnten. Die Liebe Gottes drängte mich mit einem Mal, überall wo immer ich hinkam, das Evangelium zu bezeugen. Jede Furcht musste der kraftvollen Wirksamkeit des Heiligen Geistes weichen. Fortan mochte ich keine Gelegenheit mehr ungenutzt lassen, um das Evangelium von Jesus Christus zu bezeugen. Kaum war es Feierabend, zog ich von einem Ort zum anderen, besuchte 1 „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus, wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe.“

Machtvoll verwandelt 33 Menschen in den Häusern und suchte sie auf den Strassen auf. Wo immer ich hinkam, hatte der Geist des Herrn das Feld schon vorbereitet. Nie hatte ich bis dahin etwas auch nur annähernd so Schönes in meinem Leben kennengelernt, als von der Sünde befreit einfach mit dem Strom des Geistes mitfliessen zu können. Die wundersamsten Dinge begannen zu geschehen. Da betete ich mit einem Alkoholiker das Gebet des Sünders und hatte keine Ahnung, dass es seine letzte Gelegenheit war, Jesus Christus in sein Leben aufzunehmen. Wenige Tage darauf nahm Gott ihn zu sich. Mein 91-jähriger Grossvater, der ein Leben lang nichts von Gott wissen wollte, kam unter dem Einfluss der Salbung des Heiligen Geistes unter Tränen zur Busse. Als ich mit ihm das Gebet des Sünders betete (damit ist das Bekehrungsgebet gemeint, wie ich es im vierten Kapitel niedergeschrieben habe) und er meine Worte nachsprach, wusste ich nicht, dass es die letzten Worte sein würden, die er in seinem Leben mit mir sprechen würde. Voller Dankbarkeit mit Tränen in den Augen verabschiedeten wir uns. Kurz darauf befiel ihn ein Fieber, er verlor das Bewusstsein, und der Herr nahm ihn zu sich. Wo immer ich hinkam, durfte ich mit einem Mal erleben, wie Menschen von Gott bewegt wurden und wie viele ein neues Leben begannen und zu Christen wurden. Selbst tagsüber bei der Arbeit drängte die Liebe Gottes so sehr, dass ich nicht mehr schweigen konnte und wollte. Jeder einzelne Kunde wurde dadurch, als wäre es das Selbstverständlichste überhaupt, mit dem Evangelium konfrontiert. Der Geist des Herrn war so wirksam, dass ich in der Regel kaum mehr als ein paar Se-

34 kunden oder Minuten brauchte, um mit Menschen jeder Art mitten im Gespräch über Jesus zu sein. Der ganze Betrieb von etwa 120 Angestellten bekam so das Evangelium innerhalb kürzester Zeit zu hören. Vom kleinsten Hilfsarbeiter bis zur Direktion mussten es einfach alle hören. Das Verlangen, Jesus als das Leben zu bezeugen, wirkte so stark in mir, dass ich auch täglich mehrere Stunden im Gebet verbrachte. Abends, nach der Arbeit, lockte die Liebe Gottes hinaus auf die Strassen und Plätze. Überall gab es mit einem Mal nichts Schöneres mehr, als das Leben und die verwandelnde Kraft Gottes zu bezeugen. Nachdem dann keine Menschen mehr auf der Strasse waren, predigte ich gar nicht so selten, aus lauter Verliebtsein in Gott, an den Seeufern zu den Schwänen, Enten und Fröschen. Da mag jemand denken, ob dies noch normal sei. Natürlich ist das normal! Jesus sagte doch: „Wovon ein Herz voll ist, davon fliesst der Mund über“ (Matthäus 12,34). Der in uns wohnende Christus ist voller Retterliebe, voller Liebe zu Menschen und der ganzen Schöpfung. Er ist aus lauter Sehnsucht für uns gestorben. Seine Sehnsucht ist es, uns nun auch an Seinem überfliessenden Leben anzuschliessen. Ich behaupte heute: Wenn ein Mensch nicht dieselbe Art der Retterliebe in sich trägt und auf seine ihm persönlich zugedachte Weise ein Ausfluss der Herrlichkeit Gottes ist, hat er entweder Gott noch gar nicht wirklich sein Leben gegeben oder er lebt noch oder wieder in Sünden verstrickt. Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Freiheit von allen Lüsten und Gebundenheiten, Freiheit von Sünden und Begierden, Freiheit von aller Bosheit und Finsternis. Jesus sagte einst:

Machtvoll verwandelt 35 „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, aus dessen Leibe werden, wie die Schrift gesagt hat, Ströme lebendigen Wassers fliessen. Dies aber sagte er von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten“ (Johannes 7,38). Wir dürfen nicht ruhen, bis wir zu solch einem Strom des lebendigen Wassers geworden sind. Denn wiederum sagte Jesus: „Wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt“ (Johannes 4,14). Bist du schon zu einer Quelle lebendigen Wassers geworden? Ich zeuge hier nicht von Gefühlsausbrüchen, sondern von Strömen der Kraft im Heiligen Geist, die dich und dein gesamtes Umfeld fortwährend verwandelt. Überall, wo nicht fortwährende Verwandlung stattfindet, ist nicht der Herr Jesus am Werk. Bist du bereits ein bekennender Christ und kommst doch nie recht vorwärts? Dann solltest du dich dringend in einer Bemessung gründlich untersuchen lassen. Du musst eine solche schöpferische Quelle werden! Begnüge dich niemals mit Sündenvergebung allein. Strebe nebst deinem Loskauf (apolytrosis) ebenso auch nach deiner Entlassung aus den sündigen Werken (aphesis). Aber selbst damit gib dich nie zufrieden! Erst wenn du selber und zusammen mit deinem ganzen christlichen Umfeld zu einem Strom des lebendigen Wassers geworden bist, befindest du dich in dem Element, das dir vor Grundlegung der Welt an zugedacht war. Ruhe niemals, bis du diesen Strom gefunden und dieser Strom des Lebens vor allem dich erfasst hat!

36 Verwandelte Finanzverhältnisse Immer mehr wandelte sich die Grossgarage, in der ich angestellt war, zu einer Art Missionsstation um. Aus verschiedenen Abteilungen hatten sich Menschen bekehrt, die in ähnlicher Dynamik wiederum anderen Mitarbeitern das Evangelium bezeugten. Die Geschäfte liefen hervorragend, und die Kunden begannen sich zunehmend bei der Direktion zu bedanken, dass sie beim Einkauf ihres Autos auch noch Seelsorge empfangen hatten. Da meine Direktion aber jüdischer Herkunft war, wollte ihr das nicht mehr gefallen. So wurde ich gebeten, meiner Kundschaft nichts mehr von Jesus Christus zu erzählen. Von der Stunde an wusste ich, dass ich solch ein Versprechen niemals mit gutem Gewissen abgeben könnte. Ich gewahrte ja bereits solch eine Überkapazität in der Kraft des Geistes, dass mir selbst der Grossbetrieb samt allen Kunden als ein zu enges Arbeitsfeld erschien. Wie sollte ich da obendrein eine solche Einengung verkraften? Während mehrerer Tage bewegte ich diese Sache aufrichtig vor Gott. Schon in den Monaten zuvor musste ich immer wieder über die Möglichkeit eines vollzeitlichen Dienstes nachdenken. Ganz schwach in mir selber, aber dennoch in der Vollgewissheit des Glaubens, entschied ich mich dann, meine Kündigung zu schreiben und denselben Weg wie Arthur zu gehen. Hätte irgendjemand ein Jahr zuvor behauptet, dass ich innerhalb von zwölf Monaten denselben Schritt wie Arthur machen würde, den hätte ich kurzerhand für verrückt erklärt. Doch in der Kraft des Heiligen Geistes ist alles möglich. In jener Zeit betete ich umso inbrünstiger und be-

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