Herr-der-Wandlungen

58 und flieht. Und der Wolf raubt und zerstreut sie, weil er ein Mietling ist und sich nicht um die Schafe kümmert.“ Über zehn Menschen befanden sich in unserer Obhut. Sie kamen aus Drogen, Alkohol, psychischen Leiden jeder Art. Wie konnte ich sie hier auf offener Strasse stehen lassen und nur an unser eigenes Leben denken? Anni hatte wenige Wochen zuvor unseren erstgeborenen Sohn Simon zur Welt gebracht. Doch in jener grossen Notlage konnte ich meiner kleinen Familie nicht den Vorrang geben. So entschied ich mich, für diese insgesamt 16 Menschen zu sorgen. Als wir zum Herrn schrien, wandte Gott als Erstes die Not, indem wir für drei Wochen ein grosses Haus mieten konnten. Du erinnerst dich doch sicher an meine Erzählung des nächtlichen Wettspiels mit dem Herrn der Wandlungen. Jenes Haus stand nur für uns offen, weil jener gerettete Mensch nach seiner Rehabilitationszeit in einem Altersheim arbeitete, dessen Leiter im Besitz dieses Gästehauses war. Weil er von dieser mitternächtlichen Rettung wusste und unsere damalige Hilfe so schätzte, erliess er einen grossen Teil des sonst üblichen Preises. Der Herr segne ihn dafür. Zur selben Zeit fand meine Mutter „zufällig“ ein altes Jugendsparbuch von mir. Sie rief mich an und sagte mir, ich könne 1.500 Franken abholen. Dies war genau die Summe, die wir für diese drei Wochen benötigten. Aufgrund des Zusammenbruches des Werkes, in dem wir ja nur Volontäre gewesen waren, verbreiteten sich schnell üble Gerüchte in der ganzen Schweiz. Gott gestattete dem Teufel, das Gerücht in Umlauf zu bringen, dass ich meinen Leiter gestürzt und die

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=