Herr-der-Wandlungen

42 Weit und breit war nirgends ein Haus zu sehen. Als wir irgendwo mittendrin mit unserem Konvoi Rast machten, verspürten wir wieder diese geheimnisvolle Gegenwart des Herrn. Diese äussert sich jeweils in einer unerklärlichen Erwartung, in einer freudegeladenen inneren Spannung und Vollgewissheit, dass irgendetwas Besonderes geschehen wird. Unsere Erwartung war innerlich bereits auf Hochspannung. Doch was konnte sich schon inmitten der Einsamkeit und Wildnis besonderes ereignen? Wir hatten uns soeben in unseren Schlafsäcken unter offenem Himmel eingenistet, da ging es los. Von weither hörte man ein Fahrzeug heranrollen. Einige hundert Meter vor unserer Schlafstelle begann dieses plötzlich fürchterlich zu quietschen und zu dröhnen. Es hörte sich etwa so an, wie wenn man einen ganzen Eisenbahnzug mit blockierten Rädern über eine Schiene ziehen würde. Genau auf der Höhe unserer Köpfe kam das Fahrzeug schliesslich abrupt zum Stillstand. Das war für uns das Zeichen. Wir schossen beide wie der Blitz aus unseren Schlafsäcken und rannten durch die Steppe dem Fahrzeug entgegen. Wir befanden uns ja mitten in Algerien und mithin in moslemischem Gebiet, in dem man uns als ganze Klasse auch verhaftet und unter Strafandrohung ein Missionsverbot auferlegt hatte. Während mein Freund sich mit den Moslems unterhielt, machte ich mich als Automechaniker dran, den Schaden zu untersuchen. Noch bevor ich herausgefunden hatte, dass sich eine Schraube gelöst und zwischen Schwungrad und Getriebegehäuse eingeklemmt hatte, waren diese Moslems durchevangelisiert. Das ganze Szenario dauerte vielleicht eine Viertelstunde. Selbstverständlich be-

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