Herr-der-Wandlungen

Zum Tod verurteilt 5 I. Zum Tod verurteilt Es war wie im Film. Nur spielte ich dabei nicht die Rolle des Helden. Der Länge nach ausgestreckt lag ich auf dem Boden meines kleinen Zimmers in Zürich. Unter inneren und äusseren Krämpfen arbeitete ich mich schweissgebadet Zentimeter um Zentimeter auf das gegenüberliegende Sofa zu. Dort oben auf der gräulich schimmernden Sitzfläche lag sie, die ich so lange Zeit gehasst, verachtet und verspottet hatte. Und doch konnte ich sie nicht vergessen. Es schien nicht irgendeinen Weg zu geben, der an ihr vorbeiführte. Noch wenige Stunden zuvor hatte ich mich über sie vor meinen Arbeitskollegen lustig gemacht und sie in den Dreck gezogen. Und nun lag sie da – so unnahbar und tot, wie nur irgendetwas tot sein konnte. Ich stammelte, weinte, schrie zu Gott. Doch nichts schien diese widerliche Scheidewand zwischen ihr und mir beseitigen zu können. Wie ein Verdurstender in der Wüste schleppte ich mich mit letzten Kräften zu ihr hin, um sie nur wenigstens wieder berühren zu können. Doch alles half an jenem dunklen Abend des Jahres 1977 nichts. Kaum hatte ich sie mit meiner Hand ergriffen, bekam ich es wieder aufs Neue zu spüren, dass ich sie niemals zum Leben erwecken könnte. Warum nur ist sie, ohne dass ich es wollte, einfach wie ein unverschämter Mann in mein Leben eingedrungen? Warum kam ich nicht mehr von ihr los, obgleich ich sie ja gar nicht kannte und im Grunde genommen regelrecht hasste? Warum bloss kam

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