Panorama-Nachrichten Maerz 2022

24 Ich wollte nicht einfach Mitläufer sein, um Diskussionen ausweichen zu können. So hielt ich mich höchst selten an die Maskenpflicht. Dadurch kamen einige Soldaten auf mich zu und erklärten mir, dass sie mit den aktuellen Massnahmen auch nicht einverstanden seien. Es entwickelten sich durch die gesamte WK-Zeit viele gute Gespräche und immer mehr Soldaten fassten dadurch Mut, die Maske ebenfalls wegzulassen. Vor der letzten WK-Woche gab mir der Herr dann den Funken, der ganzen Kompanie etwas zur aktuellen Corona-Situation weiterzugeben. Er hatte mehr im Sinn als lediglich gute Gespräche mit einzelnen Soldaten . Ohne zu wissen, wie und in welcher Situation ich zur Kompanie sprechen soll oder ob überhaupt noch die Möglichkeit dazu besteht, ging ich in die Ruhe ein und überliess es Ihm, ob Er mir einen passenden Moment schenkt. Am allerletzten Abend versammelte sich dann die ganze Kompanie zum Abschluss des WKs. Der Kompaniekommandant erklärte der ganzen Kom- panie die positiven und negativen Erlebnisse des WKs. Positiv war seiner Meinung nach die hohe Impfquote; negativ, dass einige die Maske nicht über der Nase trugen. Auf diesen Satz hin nahmen alle direkt die Maske über die Nase, welche sie nicht korrekt trugen. Ich konnte es für mich nicht verantworten, hier jetzt einfach mitzumachen und liess sie unten. Der Kadi bemerkte das und nannte mich vor allen ein „verdammtes Arschloch“. Mich drückte das so runter, dass ich am letzten Abend meiner „Militär-Karriere“ die Kompanie als „Arschloch“ verlassen sollte, wobei ich doch jederzeit treu gedient habe und aus oben erklärten Gründen lediglich gegen die Mass- nahmen aufgestanden bin. Ich wusste aber: Das ist jetzt meine Chance, der Herr schenkt mir diese Situation, wie Er es mir aufs Herz gelegt hat. Ich hatte im Moment keine Ahnung, wann und was ich sagen sollte. Nach- dem seine Rede fertig war und die Versammlung kurz davor, sich aufzulö- sen, gab er Raum für Fragen. Ich stand auf und fragte: „Kadi, ich würde gerne wissen, ob ich wirklich ein Arschloch bin!“ Seine Stimme ver- stummte. Nach einigen Sekunden wich er aus: „Frage doch deine Kame- raden!“ Ich erwiderte: „Nein, ich möchte es vom Kadi wissen.“ Nach einer weiteren Sprachlosigkeit entschuldigte er sich vor der ganzen Kompanie, und ich begann zu begründen, wieso ich mich bewusst nicht an die Maskenpflicht hielt. Es brauche Menschen, die aufstehen, die gegen den Strom schwimmen, wenn etwas schiefläuft. Es tat mir so gut, meine Meinung kundzutun und nicht lediglich als Ungehorsamer aufzu- fallen. Der Herr legte mir die Worte in den Mund, es floss einfach aus.

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