Panoram Nachrichten - Elaion-Verlag

2 Und in jeder Situation sind auf irgendeine Weise auch immer alleZusammenlebenden mitbeteiligt. Alles geht letztlich immer alle an. Und doch können nicht alle alles gleichtun, sonst würde das Leben zusammenbrechen. Und genau hier beginnt die Verantwortungs- und Pflichtflucht. Der Vater packt nicht an, weil er sich sagt: „Ich arbeite schon den ganzen Tag und verdiene die Brötchen für diese Familie.“ Die Kinder packen nicht an, weil sie ja schliesslich noch Kinder sind und nicht nur ständig in der Schule hocken, Hausaufgaben erledigen möchten, und weil sie ein Recht auf Spielen und Freizeit haben, und weil ja schliesslich die Mutter für Ordnung und Sauberkeit im Haus verantwortlich ist. Die Mutter packt nicht an, weil sie sich schon mit allen Wäschebergen herumschlägt, kaum Zeit zum Kochen findet, weil sie ja auch noch einkaufen, die Kleider flicken und die Buchhaltung nachführen muss usw. Und so findet sich jedes Familienmitglied gleichsam in einer Opferrolle wieder. Fazit: Unordnung und Chaos nehmen fröhlich ihren Lauf, und alles versinkt zunehmend im Dreck. Ohne dass hier irgendjemand dem anderen Böses wollte, begeht doch unter dem Strich jeder in dieser Familie eine Verantwortungsflucht. DieWurzel der Verantwortungsflucht liegt meistens in irgendeiner Form der Überforderung. Doch wenn die Verantwortung, die Verteilung der Aufgaben nicht neu definiert und zugeordnet wird – und zwar in gemeinsamer Übereinkunft –, wird die Überforderung für alle immer noch grösser, und das Leben immer noch untragbarer. Ohne gemeinschaftliche Besprechung und Neuregelung wird sich nie etwas ändern! Doch mit blossen Attesten, wie: „Man sollte hier wieder einmal dies und das!“, wird sich eine Familie oder Gesellschaft immer nur im Kreis drehen. Warum das? Ganz einfach: Weil jeder auf den anderen wartet. Weil jeder für sich selber eine ausreichende Ausrede bereit hat, um selber nicht in den Riss treten zu müssen. An diesem Problem haben wir schon 1984 in unserer Rehabilitationsarbeit gelitten. Und dies, obgleich wir fortschrittlich bereits regelmässige Teamsitzungen hatten, bei denen wir den Problemen direkt in die Augen schauten und niemals auswichen, sondern alle Mängel gemeinsam attestierten! Dann protokollierten wir sorgfältig alle festgestellten Mängel und Notwendigkeiten und gingen hernach befriedigt und in Einheit wieder auseinander – jeder in seinen Arbeitsbereich – in seinen grundsätzlich überlasteten Arbeitsbereich. Und über Wochen, Monate, ja, Jahre hinweg haben sich daraufhin gewisse Dinge einfach nicht geändert. So lange nicht, bis wir eine verantwortliche Person gesetzt hatten, die nach jedem gemeinsam festgestellten Bedürfnis die Frage zu stellen hatte: „Wer macht

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