Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
306 Entsetzen weitete die Augen, die Siegeszuversicht erstorben. Fünfzig, Sechzig lagen tödlich verwundet auf der Flur, sich wäl- zend in Blut und Schmerz. „Zurück ins Maiersholz! Zurück ins Maiersholz!“ Der Ruf kam von dem Urner Obersten. Arnold und Dany weinten, sahen ohnmächtig mit an, wie die wehrlosen Verwundeten geschlachtet wurden, um die Sechzig an der Zahl. Atemlos brachen die Tausend durchs Gebüsch, rat- los, führerlos, bebend vor Schrecken. „Sammelt euch hier und lagert euch!“, rief Winkelried. Gehor- sam setzten sich die Eidgenossen im Halbkreis um ihr geistliches Oberhaupt. Mehrmals hob Arnold an zu reden, mehrmals ver- sagte seine Stimme. Nichts hatte die Männer jemals tiefer ins Herz getroffen, als jetzt diesen Mann hemmungslos schluchzen zu sehen. „Ihr hättet auf mich hören sollen!“ Betreten blickten die Eidgenossen bei Arnolds Worten zu Bo- den. Manche weinten. Einer meinte: „Hier bräuchte es eine eiserne Büchse, um durch- brechen zu können!!“ „Und ich sage, ihr hättet auf mich hören sollen! Die Abmachung war, dass wir zuerst verhandeln und Frieden anbieten. Mindes- tens sechzig Mann, Brüder aus unserer eigenen Reihe, sind durch diesen voreiligen Schritt zu Fall gekommen. Eiserne Büchse! Eiserne Büchse! Wenn wir getan haben, was wir konn- ten, dann wird Gott zusehen, dass wir auch ohne Büchsen zu- rechtkommen. Die weitere Führung des Heeres wird von Wal- ter Stauffacher übernommen. Sollte ihm etwas widerfahren, so vertritt ihn Werner Fürst.“ Arnold betete nun, und die Eintausendvierhundertvierzig mit ihm. Viele weinten, alle erhoben ihre Stimme zum Herrn. Winkelried bat erneut um Gnade und Führung vom Himmel: „Unser Gott, der Du uns aufs Herz gegeben hast, Dir ein Volk
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