Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
305 „Jetzt ist keine Zeit zum Verhandeln, jetzt ist die Zeit zum Han- deln! Lasst uns beten!“ Petermann nahm seinen Hut ab: „Herr, steh uns bei in dieser grossen Herausforderung! Amen.“ Das Amen erstarb Arnold auf den Lippen. Leise befahl er Dany und seine Mannen zur Seite. Diesen ersten Angriff würden sie aus der sicheren Deckung beobachten. Petermann gab die letzten Anweisungen. „Mir nach, mit Kriegs- geschrei! Haut sie nieder!“ Mit mächtigem Gebrüll, sein Feldherr an der Spitze, brach das Schwyzer Heer aus dem Gehölz hervor. Der gewaltige gepan- zerte Igel aus Rüstungen, Speeren und Augen lauerte regungslos, starrte nur böse und grausam auf den Keil aus Menschenleibern, der sich im Sturmschritt näherte, schreiend, Sensen schwingend, mit erhobenen Schwertern und gesenkten Halbarten. Petermann war fixiert auf den Habsburger Standartenträger in der Mitte der vordersten Schlachtreihe. Er flog geradezu voran, und doch schien es Arnold so, als vollzöge sich das ganze Ge- schehen unwirklich langsam, als dauerte ein Atemzug wie zehn, ein Schritt wie zwanzig Schritte. Noch fünfzehn Ellen fehlten Petermann. Er sah nur noch einen Mann, den Bannerträger, hatte nur noch einen Gedanken: töten. Seine Mannen folgten dicht an dicht, die Schwyzer und Urner gleich dahinter. Des Feindes Lanzen, je eine, Mann für Mann, senkten sich, zeigten den Eidgenossen auf Herz und Hals. Der Aufprall: Eisen auf Eisen, Holz auf Holz, Fleisch auf Fleisch. Mit Löwenmut, Schild und Schwert schlug Petermann die Lanzen links und rechts zur Seite, rammte dem Fahnenmann die Stirn an die Brust. Splitternde Halbarten, Todesschreie – er hörte sie nicht, hob hoch das Schwert, des Feindes Haupt zu spalten. Seine Mannen taten es ihm gleich. Gebrüll. Ein Stoss im Rücken … schwarz vor Augen, er drehte sich, drehte sich zweimal, den eige- nen Todesschrei nicht hörend, den Speer im Rücken, sank in die Knie, fiel, mit ihm sein zum Sturm erhobenes Banner … vorbei.
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