Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
304 „Zu den Waffen!“, donnerte Petermann. „Zu den Waffen!“ Sein Gesichtsausdruck war finsterer noch als zuvor. „Ich bin euer Feldherr! Alles hört auf mein Kommando! Niemand tut etwas auf eigene Faust – habt ihr verstanden?“ „Wohl, wohl“, tönte es tausendfach zwischen den Büschen und Bäumen. „Ho, ho, ho, ho“, kam das Echo zweitausendfach. Aus der Ferne hörten sie, wie auf Leopolds Befehl seine Mannen einen kurzen Kriegsruf ausstiessen, bei jedem Aufstampfen des rechten Fus- ses. „Bleibt immer bei euren Bannern, jeder bei den Seinen“, rief Petermann über die Schulter ins Holz. „Und haltet die Schlacht- ordnung wie befohlen in Keilform. Ich mit meinem Haufen vor- neweg, die Urner und Schwyzer rechts und links dahinter, und alle anderen im dritten Glied!“ Mit einem einzigen Atemzug war das „Ho, ho!“ verstummt. Le- opolds Streitmacht stand nun im Karree, drei Steinwürfe vom Maiersholz entfernt, die Lanzen aufgepflanzt, die Schilde vor der Brust, wie ein stacheliges, urweltliches, igelähnliches Panzer- Reptil. Das Ungetüm starrte aus zweitausend kalten, bohrenden Augen, als könne es durch den Waldrand tief ins Maiersholz hineinblicken. Die Natur hielt den Atem an. Kein Vogel zwitscherte, keine Maus raschelte unter dem trockenen Laub. Man hätte eine Tan- nennadel fallen hören können. Der König ritt sein Pferd auf eine Kuppe, einen halben Stein- wurf rechts zur Seite. Das gepanzerte Ungeheuer, Leopolds Streitmacht, wirkte durch die plötzliche Stille noch bedrohli- cher, noch unberechenbarer, wie ein Raubtier auf Beutezug. Nur die vordersten, dem Waldrand nächststehenden Eidgenos- sen konnten die Bedrohung sehen. Petermann gab ihnen keine Zeit, um bei diesem Anblick den Mut zu verlieren. „Fertig zum Angriff!“ „Wir wollten doch zuerst verhandeln!“, protestierte Arnold.
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