Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
303 und links. Das gleichmässige Stampfen der Schnabelschuhe er- zeugte ein dumpfes Geräusch. „Mein König, sollten wir nicht besser noch zwei bis drei Tage warten mit dem Kampf, vielleicht im Gehölz, das wir vorhin durchzogen haben?“ „Ha! Karl, seid Ihr etwa unter die Hasenfüsse gegangen?“, schnaubte Leopold ärgerlich. „Warten sollen wir, damit noch ein paar Hundert Schafhirten und Kuhmelker mehr zusammen- laufen? Nein, nein, so schlecht ist der Boden nicht, als dass unse- re Ritter nicht sogar allein mit den Hinterwäldlern fertig wür- den. Der Garaus wird ihnen heute gemacht – und nun kein Wort mehr!“ Karl sandte einen besorgten Blick in Richtung Johann von Och- senstein hinüber, der den König auf der rechten Seite flankierte. Auch der mühte sich mit dem durchnässten Untergrund ab und blickte sorgenvoll zurück. „So helf’ uns Gott“, murmelte Johann in seinen Bart. „Hoffent- lich ist es am Waldrand dort beim Maiersholz schon trockner.“ Seine Schnabelschuhe waren ihrer Spitzen beraubt und schon recht schwer geworden. So versuchte er wie all die anderen, die anwachsenden Lehmbatzen immer wieder am feuchten Gras abzustreifen. Dank seiner blanken Rüstung, dem Helm, Har- nisch und seiner Lanze, fühlte er sich sicher vor dem Bauernge- sindel. Die Entscheidung „Sie sind da! Ich kann sie sehen!“, rief Gottlieb, der Waffenträger, fast ganz von oben aus dem Wipfel einer Eiche. „Ich sehe ihre Speerspitzen – dort drüben, im Norden, hinter der rechten Hü- gelkuppe – da kann ich sie sehen. Ich sehe aber nur ein einziges Pferd! Der Reiter trägt eine Rüstung, die sieht aus wie Gold …“ Gottlieb kletterte herunter zu Dany, seinem Herrn.
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