Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

300 Johann und auch Karl teilten den Missmut Leopolds. Der Über- legenheit des Habsburger Heeres würde dies zwar keinen Ab- bruch tun, so meinten sie. Doch nun klang es nach mehr Mühsal und Arbeit, als es den Feldherren lieb sein konnte. „Dann lasse ich die Herren eben zu Fuss kämpfen!“ Karl von Gottmadingen und Johann blickten sich bei Leopolds Worten vielsagend an. Genau das hatten sie befürchtet. Die Pferde scheuten kurz, als ein weiterer Kundschafter unver- mittelt aus dem Schatten des Waldrandes trat. „Leo – was weisst du über das Waldstätter Bauernpack? Haben sie es denn wirklich bis nach Sempach geschafft?“ Johann zog seinen Schnauzbart hoch und rümpfte dabei verächtlich die Nase. „Jawohl, es sind mehr als Eintausendfünfhundert von ihnen vor Sempach versammelt, in einem Waldstück, genannt das Maiers- holz. Noch zwei Meilen in Richtung Süden, dann trefft Ihr auf sie!“ „Und das Gelände um das Maiersholz?“ Leo fuhr mit den Fingern der linken Hand wie mit einem Rechen durch seinen grauen Bart. „Gut, gut!“, brummte er zufrieden. „Eine grosse, sanft abfallende Weidefläche zieht sich dort bis an den Waldrand hin. Nichts für Pferde heute, aber …“ Ein triumphierendes Lächeln huschte über Leopolds Gesicht. „Dann lasse ich genau dort aufmarschieren. Wenn die Eidgenos- sen tatsächlich so dumm sind, uns vom Wald aus anzugreifen, dann müssen sie bergauf stürmen. Bis sie unsere Mauer aus Schildern und Lanzen erreicht haben, ist schon ein Teil ihrer Kraft verbraucht!“ Das Heer bewegte sich nun eine immer steiler werdende Anhöhe hinauf. Bei trockenem Geläuf wären die Reiter wohl problemlos auch die letzten und steilsten hundert Schritte auf dem Rücken ihrer Pferden emporgeklettert, doch nur Leopolds edles Schlacht- ross war dazu in der Lage. Alle anderen Reittiere kamen mit dem tiefen, immer wieder abrutschenden Boden nicht zurecht. „Nun steigt alle vom Pferd. Wir kämpfen zu Fuss!“

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