Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

297 Ratten, oder sie werden dich fressen. Du wirst deinen Fuss auf das Genick deines Gegners stellen, oder er wird dich erschlagen. Sag mir: Wer wird siegen?“ „Ich!“ Über dreitausend Kehlen röhrten, brüllten, kreischten: „Ich! Ich! Ich! Ich!“ Dreitausendsechshundert Augenpaare blitz- ten hellwach und kriegslüstern. Die betörende Illusion von Übermacht und Unbesiegbarkeit liess die Herzen höher schla- gen. Ein Offizier donnerte: „Wer wird Herrscher über die Alpen?“ „Der König! Der König, der König! Hurra! Hurra!“ Minuten dauerte es, bis Leopold wieder ungeteilte Aufmerksam- keit bekam und seinen Marschbefehl erteilen konnte. In zwei oder drei Stunden würden seine Truppen auf die Eidge- nossen stossen. Petermanns Heer war bei Sonnenaufgang angetreten. Sein Appell an die Männer und sein Gebet zum Schluss hatten kein Kriegsge- schrei bewirkt, sondern ein stilles Hineinhorchen. Seine Männer standen im weiten Rund und dachten daran, wofür sie kämpfen würden: für ihre Frauen und Kinder, für die Freiheit der Eidge- nossen. Jeder war sich bewusst, dass es an ihm, an ihm ganz per- sönlich lag, ob seine Liebsten künftig in Freiheit oder in Knecht- schaft leben würden. Der Morgen war kühl, und die Stille angespannt. Petermann hatte die Seelen seiner Kämpfer berührt, die Herzen im Geden- ken an Familie und Heimat miteinander verbunden. Selbst Arnold war bewegt von seinen Worten. Alle Männer fühlten dasselbe, hatten dasselbe Ziel vor Augen, dieselbe Entschlossenheit, dieselbe Hingabe. Sie waren ein Herz und eine Seele.

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