Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
292 schafter hatten in Erfahrung gebracht, dass das habsburgische Angriffsheer weit über zweitausend Köpfe zählte. Doch trotz des Aufatmens war von den Gesichtern ein tödlicher Ernst, eine unerträgliche Anspannung abzulesen. Hätten die Schwyzer einen Blick ins acht Meilen entfernte Fein- deslager werfen können, wäre ihnen ihre Unterlegenheit dem habsburgischen Heer gegenüber noch drastischer vor Augen ge- standen: dreitausendsechshundert geübte Söldner und Ritter, und ebenso viele blanke Rüstungen und Schwerter, von den Pferden ganz zu schweigen. Die Waffen waren an den Bäumen am Rande des Zeltdorfes und an den aufgepflanzten Lanzen vor den Eingängen der Zelte aufgehängt. Sie funkelten im Wider- schein der Fackeln und Feuerstellen. Zu Schalmeien-, Lauten- und Flötenklang tanzten Marketende- rinnen , plauderten feine Herrschaften angeheitert mit ihren Hofdamen. Leopolds Thron stand auf einem kniehohen, fünfzehn mal fünf- zehn Schritt grossen, von einem Baldachin überdachten Podest, ähnlich einem Tanzboden. Sein Hofstaat unterhielt sich angeregt an Tischen voller Köstlichkeiten in nächster Nähe des Königs. Und dreitausend grossspurige, betrunkene Haudegen ringsum- her lästerten und fluchten über die unterlegenen Waldstätter und ihre Bündnisgenossen … „Auf Leopold den Dritten! Sein Name lebe ewiglich!“ Johann von Ochsenstein, des Königs Feldmarschall, hob seinen Pokal. „Auf Leopold den Dritten! Sein Name lebe ewiglich!“, stimmten die hohen Herren ein, die den König umringten, und stiessen mit ihren Bechern an.
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