Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

291 „Gott steht uns wirklich bei …“, stammelte Petermann völlig ausser Fassung. „Der Herr hat uns wohl doch noch auf eurer Rechnung!“ Die kräftige Bassstimme kam von der Anhöhe, wo die Baumstämme sich zum Sturz in die Tiefe gelöst hatten. Der Hauptmann und seine Landesverwiesenen beobachteten das Geschehen vom Rand der Schlucht. Ihr überlegtes Eingreifen hatte zur vollständigen Vernichtung der feindlichen Truppe geführt. Petermann sah Arnold mit offenem Mund an und blickte nach oben. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper. „Kommt herun- ter! – Wir brauchen euch!“ Die Antwort war ein fünfunddreis- sigstimmiges Jauchzen aus den Kehlen der Männer oberhalb von ihnen. Der Jubelsturm hob ein zweites Mal an, als das Häuflein der Gesetzlosen zehn Minuten später zu Arnolds Kompanie stiess. Nachdem das freudige Umarmen und Schulterklopfen abgeebbt waren, mahnte Petermann erneut zur Eile: „Wir müssen es bis Sonnenuntergang nach Sempach schaffen, Männer! Das sind noch gut fünfzehn Meilen! Weiter geht’s im Laufschritt, für Gott und Vaterland. Doch vorher lasst uns noch unserem gnädigen und allgegenwärtigen Vater im Himmel für die Rettung danken.“ Die Zahl der kampfesmutigen Eidgenossen war an diesem Nach- mittag des 6. Juli 1386 bis auf eintausenddreihundert Mann an- gewachsen – Bauern, Knechte, Handwerker, Kaufleute, Söhne, Väter und sogar Grossväter. Als Arnold, Dany, Petermann und ihre inzwischen dreihundert Mann starke Truppe dazustiessen, berührte die Sonne in blutigem Rot den Horizont. Ein Raunen der Erleichterung ging wie eine Welle durch die Eintausenddreihundert, als die Verstärkung eintraf. Die Kund-

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