Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

290 Petermann hob die Achseln und breitete theatralisch die Arme aus: „Wir können das noch nicht unterscheiden. Das Feingefühl für diesen Frieden und dieses Leben Gottes, von dem du immer sprichst, fehlt uns noch. Aber sicher ist sicher: Wir wollen allein ziehen.“ Schweigend setzten die Eidgenossen ihren Marsch fort. Die Schlucht wurde nun enger und wand sich in vielen Biegungen durch den Wald. „Lanzen hoch!“ Wie aus dem Erdboden gewachsen standen zweihundertfünfzig habsburgische Söldner mit Kettenhemden, Schwertern und Hellebarden vor ihnen, zwei Steinwürfe ent- fernt, direkt vor dem nächsten Engpass der Schlucht. „Wenn wir über die Geröllhalde fliehen, die wir gerade überquert haben, dann sind wir verloren! Wir dürfen ihnen nicht den Rü- cken zeigen. Wir müssen ihnen standhalten. Gott steh uns bei!“ Arnolds ruhige Stimme bildete einen Gegenpol zu den aufgereg- ten Rufen seiner Mitstreiter. Ein Gefecht in schwierigem Gelände, ohne gangbaren Fluchtweg, gegen einen besser bewaffneten Feind in Überzahl … Zum Nachdenken blieb keine Sekunde Zeit. „Schliesst die Reihen – hoch die Halbarten!“, donnerte Peter- mann … Doch ein anderer Donner liess die Schwyzer und ihre habsburgischen Gegner nach oben blicken: In diesem Moment höchster Gefahr hatte sich ein Stapel von fünfzehn mannsdicken Baumstämmen gelöst – von der Kante der Schlucht, direkt über den Feinden, deren Söldner dicht aneinander gereiht zum An- griff bereit standen … Die tonnenschweren Stämme rollten, aus doppelter Kirchturmhöhe, den Abhang hinunter, rollten und rasten mit todbringender Gewalt über die Kompanie der Ein- dringlinge hinweg.

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