Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

288 Krieg Die Verzweiflung in Annelis Blick liess Arnold nicht los. So hatte sie sich noch nie von ihm verabschiedet. Seine Begleiter hasteten im Laufschritt voran, und er hatte Mühe, ihr Tempo zu halten. Immerfort kam ihm das Antlitz seiner Frau vor Augen. Es fiel ihm schwer, auf seinen Weg zu achten. Dieser Blick! Anneli redete ständig mit den Augen zu ihm, und er hatte gelernt, alle ihre Blicke richtig zu deuten. Er war nach sieben Jahren ein Herz und eine Seele mit ihr. Doch diesmal … Anneli hatte sich von ihm verabschiedet, als sei es für immer, mit einen Blick, als würde ihr das Herz bei lebendigem Leib aus der Brust geschnitten. „Arnold, hab Acht!“ Fast wäre er gestrauchelt und an derselben Stelle den Abgrund hinuntergestürzt, an der vor wenigen Tagen die beiden Zöllner ihr Leben lassen mussten. „Wir brauchen dich noch!“ Inzwischen war der Trupp auf gut zwanzig Männer angeschwol- len. Dany hatte mit Petermann von Gundoldingen eine Stafette von Laufboten organisiert. Diese hatten den Marschbefehl zur Sammlung wie im Sturm über das Gebiet der Eidgenossenschaft verbreitet. Auf einer Waldlichtung stiess Dany mit dreissig Mann zu ihnen. Ohne Rast ging’s im Laufschritt in Richtung Sempach weiter. Walter Stauffacher wartete drei, vier Meilen voraus mit fünfzig Leuten am Rande eines Gehölzes. Er setzte sich sofort in Bewe- gung, als er die Freunde kommen sah. Bereits eine halbe Stunde später war eine Kompanie von zweihundert wackeren Schwy- zern zusammengekommen. „Halt! – Wohin des Weges?“ Petermanns Stimme schnitt durch die Marschgeräusche des Stosstrupps wie eine Sichel durch tro- ckenes Gras. Eine Gruppe von drei Dutzend Landesverwiesenen war ihm geradewegs vor die Halbarte gelaufen.

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