Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
285 traurig und möchte nichts essen.“ Anneli nahm Käthi in ihre Arme. Mit Zeichen gab sie ihr zu verstehen, dass sie davon nichts essen musste. Judith war voller Tatendrang: „Schau mal, Mama. Der Kohl, die Zwiebeln und der Pastinak sind schon fertig geschnitten. Wir müssen nur noch das Fleisch zerschneiden und dann … oh, wir haben ja noch die Kräuter vergessen! Ich gehe gleich in den Gar- ten, um welche zu holen.“ Etwas zupfte an Annelis Rock und ein feines Stimmchen fragte: „Mama, Bethli auch Holderio haben?“ Sie zeigte mit dem Finger auf den Topf beim Feuer. „Sie meint doch ‚Hollopotrida’“, lachte Agnes, während sie das Fleisch auf einem Holzbrett klein schnitt. Sogar über Käthis be- trübtem Gesicht huschte wieder ein kleines Lächeln. Anneli hob Bethli auf ihren Arm, stupste sie auf das Näschen und küsste sie. Bethli kicherte vergnügt. Sie war immer so glücklich, wenn sie die Mama lachen sah. Die fröhliche Gemeinschaft wurde von einem heftigen Pochen an der Haustüre überrascht. Anneli und die Mädchen schauten sich bestürzt an. „Arnold, Arnold!“, schrie eine aufgeregte Männerstimme. „Ar- nold, mach auf!“ Judith öffnete die Türe. Draussen stand ein Mann. Er atmete schwer. Seine Haare hingen wirr um sein bleiches Gesicht. „Wo – wo ist Arnold?“, brachte er unter heftigem Keuchen hervor. Anneli schrak zusammen. Sie rannte eilends zur Türe und schaute mit grossen, fragenden Augen dem Fremden entgegen, der sicht- lich ausser Atem war. „Papa ist nicht da“, erklärte Judith ihm. „Er sollte aber bald kommen. Was …?“ „Weshalb sucht ihr unseren Papa?“, fuhr Agnes dazwischen. „Ist – ist etwas passiert?“
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