Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
281 „Ähm, was? Der Morgen fängt am Abend an?“ „Das erklär ich dir vor dem Einschlafen, wir sollten jetzt gehen!“ Arnold machte sich zeitig am nächsten Tag auf den Weg. Klaus sass ganz nachdenklich am Zoll: „Ist frei für dich.“ „Ist es möglich, schon wieder? Wozu stehst du dann noch hier?“ „Der ganze Weg ist frei für dich. Habe dir bei allen Stationen Freiheit erwirkt.“ Ohne Begeisterung stiess der Mann diesen Satz hervor. Er rang sichtlich mit seiner Fassung. „Wieso denn das?“ Nachdenklich zog Klaus aus einem alten Lappen die Kette von Winkelried und die der Frau mit den zwei Kindern hervor. Er starrte vor sich hin, brach plötzlich schluchzend in die Knie und umklammerte Arnolds Beine. „Auf dem Feldweg hörte ich plötzlich das fürchterliche Geschrei zweier Kinder.“ Er liess die Kette in seiner Hand ins Gras gleiten. „Als ich ging, um nachzusehen, hielten sie die tote Mutter mit ihren Händen fest und versuchten, sie hoch zu ziehen. Wahrscheinlich ist sie an Erschöpfung und Kummer gestorben, und ich bin schuld dar- an!! Klosterknechte, die vorbeikamen, schleppten vor meinen Augen die Kinder weg, und ich musste dieses herzzerreissende Klagegeschrei mit anhören.“ Tränenüberströmt und verzweifelt blickt er zu Arnold auf: „Kannst du mir meine Sünden vergeben? Sie stinken bis zum Himmel!“ „Jesus Christus allein kann Sünden vergeben. Komm, bitte Ihn darum.“ Auch Winkelried kniete sich nieder, und gemeinsam brachten sie alle Sünden von Klaus vor den Thron Gottes. „Ich, ich bringe alles in Ordnung, bestimmt! Alles, was ich noch irgend kann. Ja, und dann beginne ich ein neues Leben ohne Betrug und so. Aber ich weiss gar nicht recht, wie ich das machen soll.“ Klaus blickte in Arnolds Gesicht.
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