Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

279 „Ob das der Dieb aus der Judengasse ist?“, fragte sich Konrad. Seine Aufmerksamkeit fiel auf zwei Bettler, die am Wegrand sas- sen. Er schaute zu Winkelried und meinte lachend:“ Da kommt mir eben eine ausgezeichnete Idee. Komm!“ Sie gingen zu den Bettlern, und nach einer kurzen Absprache verschwanden die vier Männer um die Ecke des Hauses. Dort im Verborgenen tauschten sie ihre Kleider. Konrad und Arnold trugen die Lumpengewänder der Bettler. Sie hatten zusammen abgemacht, ihre Kleider für eine Stunde zu wechseln. „Was hast du vor?“ Arnold konnte sich keinen Reim darauf ma- chen. „Hm, das wirst du gleich sehen. Wir gehen jetzt in die Weinstube und lassen uns Wein spendieren. „Halt, ihr Zwei!“ Er rief zwei Stadtknechte herbei. „Ihr kommt mit rein, es gibt Arbeit für euch. Mischt euch in der Stube un- auffällig unters Volk, bis ich euch rufe!“ Sie stiessen die knarrende Türe der Schankstube auf und traten in das düstere Gewölbe. Ihre Augen mussten sich zuerst an die dort herrschende Dunkel- heit gewöhnen. Bald aber hatten sie entdeckt, was sie suchten. „Da!“ Konrad stiess Arnold am Arm. In der Mitte des Wirtshau- ses sass ein Mann vor dem riesigen Eichentisch. Er war so besof- fen, dass er sich kaum auf der Bank halten konnte. Die beiden Lumpen erblickend grölte er: „He, ihr Bettelgesindel, kommt sauft mit mir!“ – Er rülpste. – „Heute bezahle ich alles.“ Einla- dend hielt er sein mit Wein gefülltes Kuhhorn in die Höhe. Als die zwei Verkleideten sich zu ihm gesellten, rückte er zur Seite, um ihnen auf der Bank Platz zu machen. So zechten Konrad und Winkelried, als Bettler verkleidet, mit dem freigebigen Mann. Er schenkte dem Statthalter ein zweites Mal ein und lallte: „Rumpadi-bum-der-Stiel-ist-krumm. Komm, armer Bettelsack, Lumpenpack. Sauf mit, Rumpadi-bum.“

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