Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
276 Arnold wandte sich an die Frau: „Hast du gespürt, dass du soeben das Leben Gottes in dir herr- schen liessest?“ „Ich habe einfach gespürt, wie die Lebensfreude in mich zurück- kam“, versuchte sie das Erlebte in Worte zu kleiden. „Ab heute soll der Friede Gottes und Sein Leben in dieser Stadt Einzug nehmen und herrschen“, rief Arnold. „Nur was uns gemeinsam hochhebt, wollen wir anstreben und tun. Was uns aber gemeinsam niederzieht, das lassen wir. – So einfach ist das! Jetzt habe ich verstanden.“ Konrad Amslin war begeistert. „Also, vielleicht bis später. Heute Abend bei mir in der Weinstube?“, verabschiedete sie sich fröhlich von den beiden. „Komm Arnold, wir gehen weiter!“ Nach wenigen Metern trafen sie auf eine grosse Menschenan- sammlung. „Was mag hier los sein?“ „Hier sind wir am Gerichtsplatz. Lass mal sehen. – Aha, das ge- schieht diesen zänkischen Weibern recht!“ In einer Halsgeige fauchten sich zwei wild zerzauste Frauen an. Ihre Hälse waren in das Holz eingespannt wie zwei Ochsen in ihr Joch. Sie konnten nicht voneinander weg, aber auch nicht so nahe, dass sie sich angreifen konnten. So blieb ihnen nur das ge- genseitige Beschimpfen, Verwünschen und Anspucken. Kinder hoben Pferdemist auf und versuchten, damit die Gesichter der zwei Frauen zu treffen. „Du bist daran schuld!!“ „Nein, du!“ „Du hast angefangen!“ „Nein, du!“ „Ich hasse dich!“ „Ich verachte dich!“
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