Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
275 „Bin ich???“ „Ja, du bist Teil dieser Frau.“ „Bin ich das wirklich?“ „Verstehst du denn nicht? Wir sind alle Brüder. Nur einen Leib bilden wir alle zusammen. Früher oder später werden sich all diese kleinen Lebensverluste der Einzelnen zu einer einzigen grossen Gesamtproblematik zusammenbrauen …“ Mit diesen Worten zog Winkelried seinen Gastgeber hinter sich her, hin zu der Betrogenen: „Frau …“ „Was wollt Ihr von mir?“, erwiderte die Verstörte erschrocken. „Spuck dieses Wahrsagen wieder aus und bitte Gott um Verge- bung. Wahrsagerei ist Sünde vor Ihm. Es war obendrein eine einzige Lüge.“ Arnolds Augen straften die Zukunftsdeuterin. Die Wahrsagerin warf ihm einen finsteren Blick zu. Sie raffte ihre Gegenstände schnell zusammen, erhob sich und verschwand leise schimpfend in ihrer Hütte. „Darf ich das wirklich?“ In den Augen der jungen Frau zeigte sich Hoffnung. „Bitte, tu es!“, forderte Arnold sie auf. „Ja, es stimmt! Vergib mir, Gott. Ich suchte ausserhalb von Dir Halt. Stattdessen verlor ich ihn.“ Dann spuckt sie kräftig auf den Boden. „Nie mehr will ich etwas mit Wahrsagerei zu tun haben!“ „Und wie geht’s dir jetzt?“ Sie schaute erleichtert zu Arnold auf und begann zu strahlen: „Danke, wesentlich besser.“ „Ging das Leben wieder hoch in dir?“, erkundigte sich Konrad. „Ja und ob! Aber wieso …“ Der Statthalter begann vor Erregung, um sie herumzuhüpfen. „Arnold, es ging wieder hoch! Das Leben ging wieder hoch in ihr!!! Ich beginne, zu verstehen: Unter Leben verstehst du gar nicht all den Pomp, die Musik und den Tanz!“
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