Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

273 verzerrtem Gesicht hervor. Unter Mark erschütternden Schrei- en stürzten die beiden Männer in die Tiefe. Ein dumpfer Auf- prall beendete ihren Fall. „Erst jetzt erkenne ich, wie gut es sein kann, wenn Gott nicht alles sogleich richtet.“ Konrad blickte erschüttert über Winkel- rieds Schulter in die Schlucht hinunter. „Alles, was wir anderen antun, muss früher oder später auf uns zurückkommen.“ Arnold war fassungslos. Seufzend rappelten sich die beiden aneinander hoch und wisch- ten sich den Staub von den Kleidern. Konrad nahm seinen Hut, schüttelte ihn und setzte ihn auf. Das gemeinsame Gespräch gewann an Tiefe, während sie ihren Weg betroffen fortsetzten. Endlich erreichten sie das Städtchen Wolfenschiessen. Nun schien die Nachwirkung des todbringenden Erlebnisses zumin- dest bei Konrad in weite Ferne zu rücken. Stolz zeigte er Arnold seine Stadt. Die Strassen waren voller Menschen. Musikanten lärmten, Gaukler und Feuerschlucker zeigten ihre Kunststücke, und Händler hielten ihre Ware feil. Ein buntes, lebendiges Treiben erfüllte die Gassen. Der Gastgeber schaute erwartungsvoll auf Winkelrieds Reaktion: „Ich dachte, du solltest als Erstes das Leben in meiner Stadt se- hen. Weisst du, das Leben, von dem du immer wieder sprichst! Schau, hier ist es. Geniesse es in vollen Zügen. Jeder darf sich hier sein Geld in völliger Freiheit verdienen, wie er gerade will. – Steuern, ähm, müssen sie allerdings noch immer bezahlen.“ W ie wird er reagieren ? Arnold spitzte nur nickend den Mund, als er die Musikanten mit dem Hut Geld einsammeln sah. Dann blieb sein Blick an zwei Frauen hängen, die vor einer verwahrlosten Hütte sassen. Schwarze Haare fielen der einen ungekämmt auf die Schultern.

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