Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
272 weils an die Eltern geklammert hatten, als er einen der jungen Männer sagen hörte: „Komm, machen wir kurzen Prozess. Stossen wir sie den Abhang runter.“ „Nein!!!!“, schrie Konrad. Doch der Vogt holte zu einem Tritt aus, um die beiden Männer in die Schlucht zu stürzen. Unerwartet glitt er auf den Steinen aus und versuchte, sich verzweifelt an seinem Kumpan festzuhal- ten. Mit einem Aufschrei verlor er jedoch das Gleichgewicht, und beide Vögte rutschten über den Rand der Klippe in die Tiefe. Im letzten Moment konnte sich der eine am Ast unterhalb der Felsenklippe festhalten und sein Kumpan hing, sich an dessen Beinen festklammernd, über dem gähnenden Abgrund. Er schrie gellend. Unter Schmerzen kroch Winkelried zur Absturzstelle und packte die Hand des Vogtes. „Bitte, lass uns nicht los!“, schrie der eine. Todesangst verzerrte sein Gesicht. „Ich sehe alles ein, was ich verkehrt gemacht habe! Ich habe gestohlen, betrogen, gelogen, Mädchen und Frauen missbraucht.“ Seine Stimme überschlug sich: „Wir haben Gelder verlangt, die uns gar nicht zustanden …“ Der andere rief: „Ich habe Ehebruch begangen und viel Geld un- terschlagen. Ich werde alles zurückgeben. – Hilf uns bloss da wieder hoch!“ Mit allen Kräften versuchte Winkelried, sie hochzuziehen. Kon- rad hielt ihn an seinen Beinen fest. Arnold stöhnte: „Oh, mein Arm, mein Arm.“ Trotz aller Anstrengung gelang es Arnold und Konrad nicht, die zwei schweren Männer über die tödliche Klippe zu zerren. Mit Entsetzen bemerkten sie, wie der Ast, an dem sich der Steuervogt mit der einen Hand festhielt, knackte und sich vom Felsen ablöste. Arnolds Arm schmerzte heftig. Er ver- suchte die beiden Vögte festzuhalten … vergeblich. „Oh, hätte er mich nur nicht in den Arm getreten“, stiess er mit schmerz-
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