Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

271 Einer der reich gekleideten Vögte sprach sie herablassend an: „Wie lang seid ihr schon unterwegs?“ „Vier Stunden.“ „Habt ihr den Pfadzoll bezahlt?“ „Ja, vor einer Weile … zwei teure Gulden“, antwortete Konrad. „Wir meinen nicht den Durchgangszoll, wir meinen den Pfad- zoll. Der ist neu eingeführt worden. Vier Stunden unterwegs, das macht – gerade mal acht Gulden für die werten Herren!“ Jetzt konnte sich Arnold nicht mehr halten: „Diese Welt gehört uns allen gleich. Wer gibt euch das Recht, uns für Wege und Pfade auszubeuten, die wir mit unseren eigenen Händen im Schweisse unseres Angesichts gebaut haben?“ „Du elender Kuhbauer!“ Der Zöllner ballte seine Hand zu einer Faust und schlug Arnold zu Boden. „Los, her mit dem Weggeld. Wir müssen diesen Fussweg auch da und dort wieder instand bringen können.“ Er trat dem am Boden Liegenden mit aller Kraft in den Arm und in die Hüfte. Arnold stöhnte und rollte sich zur Seite. Konrad wurde zornig. Er wusste wohl, dass sie keinerlei Recht hatten, sich gegen die Ungerechtigkeiten dieser Vögte zur Wehr zu set- zen, aber das wollte er sich von zwei solchen Grünschnäbeln dann doch nicht bieten lassen. „Wir haben immer mit eigenen Händen alle abgerutschten Stel- len selber wiederhergestellt.“ Konrads Stimme zitterte. Er dreh- te seine Handflächen nach oben und trat empört auf den zweiten Zöllner zu. Der gab ihm einen Tritt in den Bauch, sodass auch er neben Winkelried niederstürzte. „Siehst du, das ist der Grund, warum es mir so schwer fällt zu vertrauen“, raunte Konrad seinem Gefährten zu. „Jetzt ist die Zeit zu vertrauen. Gott wird sie unter unsere Füsse geben.“ Beide lagen eng an einem Abgrund. Arnold erinnerte sich daran, wie ängstlich die Kinder sich bei dieser gefährlichen Stelle je-

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY5NDM=