Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
269 „Nein, möchte ich natürlich nicht. An diese Zusammenhänge habe ich gar nicht gedacht. Jetzt verstehe ich erst, wieso sie auf die Idee mit der Nachtbeleuchtung gekommen sind. Jedenfalls nicht, weil sie am Morgen früh aufstehen wollen, um Gott zu suchen. Viel eher deshalb, damit sie noch länger in der Weinstube sitzen und tratschen können. Wie gut, dass ich dich gefragt habe! – Darf ich dir nochmals eine Frage stellen?“ „Nur zu, wir können alles besprechen, was dir am Herzen liegt!“ „Weisst du, bei uns sind Vorschläge eingegangen, wir sollten für Kranke und Hinterbliebene Geld zusammenlegen. Was hältst du davon?“ „Das ist sicher eine feine Sache. Tut es, macht jedoch niemals eine behördliche Massnahme daraus, sonst werden sich die eige- nen Kinder nicht mehr um die Eltern kümmern. Zuletzt würdet ihr dieser Einrichtung dienen und nicht mehr die Einrichtung euch.“ „Tja, von woher dir immer all diese Zusammenhänge kommen!? – Was hältst du davon, Gelder zusammenzulegen, damit im Fall eines Hausbrandes oder irgendeiner Schädigung keiner verarmen muss. Wäre das nicht gut?“ „Das klingt wie: ‚Wir sind alle Brüder’. Aber hast du wirklich bleibenden Frieden bei diesem Gedanken?“ Konrad kratzte sich am Kinn: „Ja, das ist eben das Problem. Ich finde es eine ganz gute Idee, komme aber doch nicht recht zur Ruhe darüber. Siehst du irgendwelche Gefahren dabei?“ Arnold sah ihm ernst in die Augen: „Wenn wir in einer Sache keine tiefe Ruhe haben, müssen wir unbedingt herausfinden, weshalb das so ist. Erst wenn wir die Zusammenhänge klar er- kannt haben, sollten wir entscheiden. Was die Gefahr betrifft, fürchte ich, dass sich bald einer auf das zusammengelegte Geld setzt und irgendwann Zwangsabgaben daraus macht, wie heute aus allem Zwangsabgaben gemacht werden.“
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