Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

268 Als sie sich ein wenig entfernt hatten, konnte sich Konrad nicht mehr zurückhalten:„Das gibt’s ja nicht, hast du das gesehen? Die gefrässigen Hunde werden doch niemals satt, selbst wenn man ihnen hundert Gulden gäbe! Deine gestrige Begegnung scheint ihm ziemlich Eindruck gemacht zu haben. Wie bist du über- haupt darauf gekommen, ihm deine Kette zu schenken?“ „Es war eine Wirkung von Gott. Auf einmal kam mir in den Sinn, dass ich das so machen könnte, oder anders gesagt, es ist in meinem Innern aufgestiegen. Genau diese Reaktion hat das Herz des Zöllners mehr getroffen als viele ermahnende Worte!“, lä- chelte Arnold. „Aha …, ja?!“ Konrad Amslin war verblüfft. Was Arnold ihm da erzählte, war etwas ganz Neues für ihn. Achten auf das, was in mir hochsteigt? Was meint er damit? Ob ich ihn wohl fragen soll? Ach, ich habe ja noch so viele andere Fragen auf dem Herzen. „Du, Arnold, was hältst du von einer Nachtbeleuchtung?“ „Nachtbeleuchtung? Was meinst du damit?“ „Meine Bürger haben vorgeschlagen, während der ganzen Nacht grosse Feuerfackeln brennen zu lassen, dass man auch bei Dun- kelheit auf den Strassen alles sehen und umhergehen kann. Dann müssen wir nicht gleich schlafen gehen, wenn es dunkel wird.“ „Hast du dir auch schon überlegt, was dies für die Arbeiter be- deutet? Am Abend länger aufbleiben bedeutet in der Regel, am Morgen dafür später aufstehen. Meines Erachtens lehrt uns Gott schon durch die Natur, dass am Abend Ruhe einkehrt und die fruchtbarste Zeit am frühen Morgen ist. Die Vögel kehren ja auch in ihre Nester zurück, wenn es dunkel wird. Dafür sind sie dann schon ganz früh munter und singen ihrem Schöpfer bei Ta- gesanbruch ihr Loblied. Doch, wenn du willst, dass alle eure Arbeiter tagsüber müde sind, weil sie ein Nachtleben beginnen, dann tue es.“

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