Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
260 Sie hatte gerade den Ausgang erreicht, da stürzte Arthur schon wieder herein und warf seine Mutter beinahe um. „Papa bringt Besuch mit vom Landtag“, sprudelte es gleich einem Wasserfall aus ihm heraus. „Gell Mama, der Mann darf heute bei uns über- nachten?“ Die Mutter schmunzelte. „Anneli!!!“ Arnold nahm seine Frau in die Arme und drückte sie fest an sich. Er bemerkte ihren fragenden Blick. „Darf ich vorstellen? Das ist Konrad Amslin von Wolfenschies- sen“, erklärte er, auf seinen Begleiter deutend. „Er wird heute bei uns nächtigen.“ Anneli begutachtete den fremden Mann. Er trug einen mehrfar- bigen, aufwendig verarbeiteten Gehrock. Eine wuchtige, ver- goldete Kette hing um seinen Hals. Es musste ein sehr vorneh- mer, reicher Mann sein – und doch war er irgendwie auf seine Art einfach. Sie nickte dem Fremden höflich zu. „Konrad, das ist meine liebe Frau, Anneli.“ Konrad Amslin verbeugte sich leicht vor ihr und sagte mit galan- ter Manier: „Habe die Ehre, die werte Frau Gemahlin von Win- kelried endlich persönlich kennenlernen zu dürfen!“ Mit einer Geste forderte Anneli sie auf hineinzukommen. Von den Kindern umringt schritten die beiden Männer über die Türschwelle ins Haus. Arnold trug Bethli auf seinen Armen und Ruthli hüpfte fröhlich neben ihrem Vater her. Immer wieder rief sie aus: „Papa ist wieder da, Papa ist wieder da!“ Anneli lächelte. „Wie das duftet“, rief der fremde Gast, als er in die Stube trat. „Da läuft einem gerade das Wasser im Munde zusammen!“ Arnold schnupperte in die Luft und gab Anneli einen dicken Kuss auf die Wange. „Das riecht wie … Gerstensuppe – nicht wahr?“ Sie nickte lächelnd.
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