Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

256 eine geradezu feierliche Note. Anton von Rudins auffallender Pagenschnitt und sein edles Gewand verliehen ihm ein ehrwür- diges Aussehen. Er hatte jeweils am Landtag das Leiteramt inne. Als Anton seine Hand erhob, verstummte das Gemurmel. Die Augen der Männer richteten sich erwartungsvoll auf ihn. „Die nächsten drei Ansprachen werden von Werner Fürst, Wal- ter Stauffacher und Arnold Winkelried gehalten. Bitte, Bruder Fürst, teile uns die aktuelle Lage mit.“ Werner Fürst – dessen Aussehen seinem Namen alle Ehre mach- te – entbot mit seiner rechten Hand den Friedensgruss: „Seid im Namen unseres allmächtigen Gottes gegrüsst! Die aktuelle Lage ist gespannt. Leopold der Dritte verbündet sich zurzeit mit etli- chen Gesinnungsgenossen verschiedenster Orte.“ Aufgeregtes Gemurmel entstand in der Volksmenge. „Die Entle- bucher kochen derzeit wie Kochtöpfe gegen den geldgierigen Vogt Peter von Torberg. In den Luzernern brodelt indessen das Kriegsblut. Sie möchten am liebsten alles stürmen …“ Lautes Gelächter brach in den Reihen aus. Bruder Fürst versuchte die Menge wieder auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen und fuhr mit seiner Rede fort: „… Wir wollen darauf achten, dass wir nicht kopflos drauflos stürmen, sondern nur in zuvor übereinstimmender Absprache. Wir werden nach den Worten von Walter Stauffacher und Arnold Winkelried das Weitere be- raten. Bitte, Bruder Stauffacher …“ Die Bauern applaudierten dem neuen Redner. Langes, grau me- liertes Haar fiel ihm über die Schultern. Auf seinem Haupt prangte ein schwarzer Hut, geschmückt mit einer Feder. Sein Leibrock war aus orangenem Samt gewirkt. Er hob an und sprach: „Wir möchten heute einen Mann in unse- rer Mitte ehren, der als Statthalter wahre Höchstleistungen voll- bracht hat, Arnold Winkelried …“ Er legte seine Hand auf Ar- nolds Schulter. Stauffacher hob seine Hände zur versammelten Gemeinde. Die Bauern lauschten aufmerksam.

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