Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
255 Die Morgendämmerung hüllte den Himmel in zartes Rot, als Arnold über den schmalen Fussweg Richtung Landtag schritt. Anneli und die Kinder standen vor dem Haus und schauten dem Vater nach. Immer wieder drehte er sich um und winkte seiner Familie fröhlich zu. Sie winkten ihm so lange nach, bis er in der nächsten Wegbiegung vor ihren Augen entschwand. Nach und nach gingen die Kinder zurück ins Haus. Die Mutter blieb alleine zurück. Vom Wald her hörte sie den wunderschö- nen Gesang der Vögel, die den anbrechenden Morgen mit einem vielstimmigen Lied willkommen hiessen. Sie hatten keine Sor- gen. Sie kümmerten sich auch nicht um einen Krieg, der viel- leicht bevorstand. Nein, sie lebten einfach unmittelbar im Jetzt und Heute und lobten Gott, ihren Schöpfer. Zu dieser Einfachheit wollte sie jetzt wieder zurückkehren und Gott über alles erheben. Sie fing an zu beten. Es floss geradezu aus ihrem Innersten heraus: Gelobt seist Du, Vater im Himmel. Ich danke Dir herzlich, dass Du Ar- nold wieder heil zu uns zurückbringst und uns heute und immerzu hilfst, einzig auf Dich zu schauen und unser Vertrauen auf Dich zu setzen. Du stehst über allem, und Du hast alle Dinge fest in Deiner Hand. Amen! Frohen Mutes ging Anneli wieder ins Haus zurück. Sie hatte neuen Glauben geschöpft. Die Landsgemeinde In einer Waldlichtung waren um die dreihundert Eidgenossen versammelt. Die meisten von ihnen waren einfache Bauern. Sie standen im Halbkreis vor drei vornehm gekleideten Män- nern: den Abgeordneten Werner Fürst und Walter Stauffacher und dem Landamman Anton von Rudin. Der Statthalter von Stans, Arnold Winkelried, war in ihrer Mitte. Vor einer steilen Felswand waren Fahnenträger positioniert. Ihre erhobenen Banner verliehen der versammelten Landsgemeinde
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