Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
250 So sassen sie eine Weile still da – eng umschlungen auf der Bett- statt. Die Zeit stand still. Mit jedem Atemzug ihrer innigen Liebe sogen sie gemeinsam den tief wahrnehmbaren Frieden ein, der sie wie in einen war- men, königlichen Umhang einhüllte. Anneli war es, als ob Gott ihnen diese traute Gemeinschaft zur Nachtzeit eigens geschenkt hatte. Und sie wollte sie mit jeder einzelnen Faser ihrer Seele auskosten. Auch der Sturm hatte sich jetzt wieder gelegt. – Al- les war zur Ruhe gekommen. „Lass uns noch ein wenig schlafen, bevor der Morgen graut“, flüsterte Arnold nach einer geraumen Zeit Anneli ins Ohr. Und bald schon hörte sie neben sich die regelmässigen Atemzüge ih- res Mannes. Er war in ihren Armen selig eingeschlafen. Anneli musste schmunzeln. Wie schnell ihr Arnold einschlafen konnte! Ja, er schlief den Schlaf des Gerechten! Sanft strich sie über sein Haar, kraulte zärtlich seinen Bart. Der zarte Glanz des Mondes tauchte den Raum in silbernes Licht und beschien das geliebte Antlitz ihres Mannes. Anneli betrach- tete es lange – dieses Leuchten auf seinem Gesicht, diese Aus- strahlung tiefen Friedens und grosser Ruhe! Oh, allgegenwärtiger Gott! Wie danke ich Dir für meinen lieben Ge- mahl und meine Kinder, die Du mir geschenkt hast! Lass doch Dein ewi- ges Licht und Deine gütige Liebe allezeit über uns erstrahlen! Der erste Lichtglanz der Morgensonne stahl sich ins Innere der Wohnstube. Trotz der Sommerzeit war es in der Frühe noch recht kühl im Haus. Durch das flackernde Feuer im Herd und den trauten Kerzenschein wurde es im Innern der Winkelried- stube dennoch ordentlich warm und hell.
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