Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
248 „Ich rudere mit dir!“, rief Dany. „Dann kommen wir vielleicht vor dem Regen bis nach Beckenried am Waldstätter See.“ Zehn Minuten später stiess das Boot mit Arnold, Dany und den drei Frauen, samt Karren und Gepäck vom Strande ab in Richtung Nordwesten. Diesmal galt Danys Jauchzen und Hutschwenken der Wandergesellschaft, die seinen Gruss vielstimmig erwiderte. Der Landtag Anneli blieb keuchend stehen. Ihre nackten Füsse steckten in knöcheltiefem Morast. Ihr Herz pochte heftig, schlug wild wie eine Kriegstrommel. Mächtige Donner grollten aus dem aufge- wühlten Nachthimmel, grelle Blitze zuckten durch das aufge- schreckte Tal, erhellten eine Atempause lang die nächtliche Dunkelheit. Da! Jetzt sah sie das Haus, endlich! Sie musste unbedingt zu Ar- nold und den Kindern. Sie riss die Türe auf und … Nein!!! „Anneli, Anneli“, jemand schüttelte und rüttelte sie. „Anneli, wach auf!“ Sie blickte um sich. Im Schein der Kerze sah sie in Arnolds be- sorgtes Gesicht. „Du hast nur geträumt, Anneli“, sprach er sie mit sanfter Stimme an. Erleichtert atmete sie auf. Gott sei Dank! Sie war also nicht allein. Alles war nur ein böser Traum. Arnold zog die noch immer zitternde Anneli fest an sich. Wohlig schmiegte sie sich in seine Arme und schloss für einen Moment die Augen. Sie hörte es draussen stürmen. Wie froh war sie doch, dass sie ein Zuhause gefunden hatte. Sie dachte daran, wie sie damals im Turm einsam und zitternd vor Angst das Ende einer solchen Gewitternacht abwarten musste, nicht wissend, ob sie je wieder aus diesem Kerkergemäuer heraus- kommen und jemals einen Mann und Kinder haben würde. Wie reich hatte sie doch der Herr jetzt beschenkt!
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