Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
247 Es scheint, als hätte er sich ein Grossreich in den Kopf gesetzt, das vom Nordmeer bis zur Adria reichen soll, und von den Vo- gesen bis an den Balkan.“ „Um Himmels willen – da wären wir ja mittendrin!“, entfuhr es Urs an Armins rechter Seite. Arnold und Anneli gesellten sich nun auch zu ihnen. Bethli lag ruhig im Arm der Mutter und schaute auf den See hinaus. „Gott wird uns schützen!“, beschwichtigte sie Arnold, dessen Hand Anneli nun fest umklammerte. „Wir sind Seine Kinder, und wenn wir unseren Eid halten und in Seinem Frieden und in Seiner Liebe bleiben, wird uns alles zum Besten dienen.“ „Amen!“, entfuhr es Pirmin, und mit einem „Amen!“, stimmte die ganze Runde ein. Maria und Vroni, die beiden Jungverheirateten aus der Nachbar- schaft der Winkelrieds, hatten sich nun auch gestärkt und ihre Pause beendet. Die Gesellschaft auf der Wiese hatte durch Ar- nolds Worte eine kräftige Belebung erfahren, die Schwere und die Bedrückung aus den Diskussionen um die grosse Politik hat- ten sich gehoben. Die beiden Bediensteten bekamen nun Unter- stützung von den anderen Frauen, die mit neuer Freude beim Spülen im Bächlein und beim Einräumen des Karrens halfen. Die Männer unterhielten sich noch eine Zeitlang über die Wehr- fähigkeit der verschiedenen eidgenössischen Städte und Gegen- den, als Dany mit einem Blick nach oben ausrief: „Freunde, schaut doch, wie sich die Wolken über dem Berg auftürmen!“ Es sah ganz nach einem der letzten spätsommerlichen Gewitter aus, das sich am Nachmittagshimmel zusammenbraute. „Packt an, Männer!“ rief Arnold. „In zwei Stunden allerhöchs- tens sollten wir zu Hause sein! Wir bringen den Karren hinunter zum Boot. Der Wind kommt von Westen. So kann ich mit An- neli und ihren beiden Frauen am Ufer entlang bis zur Landspitze rudern. Dort ist eine Hütte, in der wir bleiben können, wenn die Wellen im Waldstätter See zu hoch schlagen.“
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