Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
239 noch einmal die Gedecke durch … achtzehn, neunzehn, zwanzig. Gut. Das Bankett auf der Wiese über dem Vierwaldstättersee war bereit. Anneli beobachtete seit einer Viertelstunde, wie die acht Stadt- verordneten von Oberwalden mit ihren Ehefrauen, dem Pfarrer und Dany den Weg bergab liefen. Sie konnte sie ab und zu sehen, wenn sie auf den Hang über der Waldlichtung blickte. Ihre Gäste kamen immer wieder hinter der Baumgruppe am Rand der Wiese zum Vorschein, durchschritten die nächste, tiefer gelegene Bie- gung des Rütliweges, um dann wieder aus dem Blickfeld zu ver- schwinden. Jedes Mal, wenn die Baumgruppe die Sicht auf die Frau seines Freundes wieder freigab, schwenkte Dany seinen Hut mit einem Jauchzer. Ihre beiden Helferinnen Vroni und Maria drehten den Spiessbraten, schnitten das Brot und rührten mit dem Schöpfer die Suppe um. Bis Arnold die Krüge mit dem gekühlten Met und mit frischem Gebirgsquellwasser aus dem nahen Bächlein herbeigetragen hatte, waren die Gäste auch schon eingetroffen. Maria begann sofort, die Becher halb voll mit Wasser zu schen- ken. Vroni schnitt dicke Bratenscheiben vom Jungwildschwein ab und häufte sie auf einen grossen Zinnteller. „Ein Hoch auf unseren neuen Statthalter!“ Dany schwenkte wie- der seinen Hut – diesmal aber in Arnolds Richtung. „Hoch, Hoch, Hoch!“ Das Echo aus den Kehlen der neun Män- ner und elf Frauen kam kräftig und aus vollem Herzen. Anneli in ihrem neuen weissen Leinenkleid, gekrönt mit einem kecken Spitzenhäubchen, erfasste die linke Hand ihres Liebsten und schmiegte sich stolz an seine Seite. Arnold trug eine kunst- voll bestickte Jacke aus Hirschleder und Beinkleider aus dem gleichen Material. Anneli und ihre Helferinnen hatten der gesamten Gesellschaft bereits ihre Plätze zugewiesen.
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