Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

237 breiten sich in mir aus, die am Hof Ludwigs des Bayern erlo- schen waren!“ Danys Stimme klang ganz erleichtert. Arnold hatte während seiner Zwiesprache mit Gott genau das Gleiche gespürt, nur mit einem Unterschied: Seit Jahren war das sein Normalzustand. Er hatte seinen Herrn ergriffen, wie ein Ertrinkender eine Schiffsplanke ergreift, und er liess Ihn nicht mehr los. Inzwischen war die Planke zum Schlachtschiff geworden. „Siehst du, und immer, wenn diese innere Quelle zu sprudeln aufhört, dann spreche ich es aus, wenn jemand bei mir ist, und wenn niemand da ist, spreche ich mit Gott. In jedem Fall halte ich inne mit dem, was ich gerade tue. Ich lege das Werkzeug aus der Hand, ich steige vom Pferd, ich unterbreche das Gespräch … Und dann lasse ich mir zeigen, an welcher Stelle der Strom ab- gerissen ist.“ „Und das sagt Er dir dann?“ „Immer. Manchmal lässt Er mich die Ursache nach ein paar Herzschlägen erkennen, manchmal nach ein, zwei Stunden. Meistens dauert es dann am längsten, wenn ich selber der Grund bin.“ Arnold verschränkte die Hände im Nacken. „Einmal wollte ich einem Bruder helfen, der von Lüsternheit nach fremden Frauen gequält war, obwohl er der seinen treu sein wollte. Über Wochen betete ich mit ihm, doch es wollte sich kein Friede und kein Glaube an die Erlösung aus seiner Qual einstellen. Schliesslich merkte ich, dass ein Ärger in mir hoch- stieg, der immer mehr zunahm. Eines Abends, etwa um dieselbe Zeit wie jetzt, vernahm ich nach dem Nachtgebet eine leise Stimme in mir: ‚Arnold, wie denkst du über diesen Mann?’“ „Und dann?“ Die beiden Männer sassen beim Flackerlicht der Kerze aufrecht in ihren Betten. „Und dann … dann war ich in einem Augenblick überführt. Ich hatte mich die ganze Zeit in meinem Herzen über diesen Bruder gestellt und wegen seiner Schwäche auf ihn herabgeblickt. Im

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