Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
236 Genauso war es viele Male im zweiten Jahr seiner Beraterschaft bei Ludwig dem Bayern gewesen. Die Gespräche mit dem König und den einzelnen Vasallen und auch die Beratungen im grösse- ren Kreis verliefen in scheinbar ruhiger und verständnisvoller Atmosphäre. Die Berichte tönten klar und nachvollziehbar, die Vorschläge waren vernünftig und wohl durchdacht. Und doch hatte er diese unerklärliche Unruhe gespürt, die von Mal zu Mal stärker wurde. Hatte da tatsächlich Gott zu ihm ge- sprochen? Und was war am Vorabend von Ludwigs verhängnisvoller Ent- scheidung gewesen, seine Söldner nach Fellbach zu senden? Dany hatte sich noch einmal ein Herz gefasst, zum Kaiser zu gehen und ihn anzuflehen, die Köpfe der Streitparteien bei freiem Geleit einzuladen und beide Seiten aus ihrem eigenen Munde zu hören. War da nicht noch während er eindringlich mit Ludwig sprach, etwas Warmes, Lebendiges, Kraftvolles in ihm hochgesprudelt, das seine zittrige Stimme fest und seinen unsteten Blick sicher wer- den liess? Hatte da nicht dieser göttliche Lebensstrom ein Zeugnis Seiner Existenz in ihm gegeben, von dem Arnold so oft sprach? Die Wiedersehensfeier dauerte noch über zwei Stunden. Heini, Dany und Arnold berichteten zuerst aus ihrem Leben der ver- gangenen drei Jahre, seitdem sie sich zuletzt gesehen hatten. Maria-Magdalena konnte schier nicht genug von Anneli und den Kindern hören. Als sie sich ans Aufräumen und Abspülen mach- te, erzählten sich die Männer Geschichten aus der Anfangszeit, nachdem Arnold gerade zur Knabenschaft gestossen war. Vor dem Einschlafen beteten Arnold und Dany noch gemeinsam in ihrer Kammer. „Das Sprudeln ist wieder da! Ein innerer Friede und eine Freude
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