Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

234 setzt sich erst dann gegen den Tod durch, wenn du die Menschen um dich herum gelehrt hast, den Frieden Gottes wahrzunehmen und in seinem Strom mitzufliessen. Ludwig war durchaus offen dafür, da stimme ich dir zu. Nur Gott weiss, ob es eine zweite Gelegenheit gibt. Lass uns nach dem Abendgebet noch darüber reden. Ich will dir gerne weitergeben, was ich habe.“ Mit diesen Worten ritten sie durch das östliche Tor von St. Margarethen und fragten sich zu ihrer Herberge durch. Heinrich Waller, ihr Gastgeber, war Mitglied von Danys Knaben- schaft gewesen. Er war damals der Älteste und der Einzige, der schon den Stimmbruch hinter sich gebracht hatte. Bei der Erstür- mung des Klosters war er einer der Ersten. – Abt Johann hatte auch Heinrichs Eltern auf dem Gewissen. Den Vater hatte er auf ein falsches Zeugnis hin wegen Beleidigung des Papstes enthaup- ten lassen, und die Mutter war als wohlhabende Erbin der He- xerei angeklagt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Nachdem Johann entkommen war, hatte Heini mit sechs anderen aus Danys Haufen noch zwei Wochen lang versucht, seiner hab- haft zu werden. Dem Abt gelang es aber, nach Italien zu entwi- schen, und Heini ging ein halbes Jahr später in die Ostschweiz, als die Burschenschaft aufgelöst worden war. Maria-Magdalena hatte sein Herz gewonnen, und das einst abgepresste Gelübde der jungen Nonne wurde für ungültig erklärt. In St. Margare- then, dem Heimatort seiner Frau, konnten die beiden einen blü- henden Handel mit Stoffen und allerlei Geräten für Haus und Hof aufbauen. Ihre sechs Kinder empfingen die Ankömmlinge begeistert. Arnold hatte ihr Kommen schon auf der Hinreise nach Bregenz angekün- digt, und so wurden sie sehnsüchtig zum Abendessen erwartet.

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