Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

232 „Das war jetzt ohnehin besser als jede Erklärung! Jedenfalls be- gann Ludwig, seine Söldner an die Brennpunkte zu schicken, um die Parteien zur Einigkeit zu zwingen. Spätestens als er sich dann gegen meinen Rat entschloss, im Erbfolgekrieg zwischen Rudolf von Remseck und seinem Vetter Otto von Fellbach Partei zu er- greifen, begann sich unsere Vertrautheit zu überschatten. Es war wie eine ständig wachsende Wand zwischen uns.“ „Die Wand könnte einen Namen haben – den einer unsichtba- ren, dunklen Macht.“ Arnold lächelte nicht mehr. „Fast glaube ich es auch. Dieses Eingreifen Ludwigs kostete vie- len Hundert unschuldigen Menschen das Leben, darunter auch Frauen und Kindern. Zwei Monate später, genau vor vier Mona- ten, beim letzten Reichstag, da belauschte ich am Abend zwei betrunkene Vasallen, die sich verbündet hatten. Dabei erfuhr ich, dass all das von langer Hand vorbereitet und angezettelt war, um Ludwigs Traum vom Reich Gottes auf Erden zu zerstören!“ „Du hast ihm sicher sofort reinen Wein eingeschenkt?“ „Natürlich hab ich das!“ Dany atmete jetzt schwer, wie mit zuge- schnürtem Hals. Er rang sichtlich um Fassung, und es war Arnold, als würden in den Augen seines Freundes zwei Tränen im Licht des Abendrots schimmern. „Er hat mir nicht geglaubt.“ Die beiden Tränen schwollen an und rannen die Wange hinunter in Danys blonden Bart. Arnold hätte gern gewusst, ob dieser Schmerz aus dem persönlichen Vertrau- ensbruch rührte, oder ob es weit mehr war: der Verlust der Wahrheit und des Friedens für das Volk seiner Väter. „Er hat mir nicht geglaubt. Im ersten Jahr meiner Beraterschaft waren wir immer ein Herz und eine Seele, wenn es um die Frage nach dem Willen Gottes ging. Im dritten Jahr folgte ein Disput dem anderen. Es war, als ob seine Fürsten ihn im Innersten um- gedreht hätten. Er glaubte ihren Lügen am Ende mehr als der Wahrheit.“

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