Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
231 es Ludwig war mit der Einigkeit und Brüderlichkeit und mit dem Trauen auf den höchsten Gott. Aber ihnen war es nicht ernst damit – keinem von ihnen. Jeder wollte sein eigenes Reich bauen. Sie wagten zwar nicht, dem Kaiser zu widersprechen, doch sie fingen an, kleinere Scharmützel und Unruhen anzuzet- teln und allerlei Unfrieden zu säen. Dann kamen sie abwech- selnd zu Ludwig und erzählten ihm, was er tun und lassen sollte, um die Einheit wieder herzustellen.“ Arnold kratzte sich am Hinterkopf. Mit der anderen Hand hielt er beide Zügel straff. Es ging jetzt einen Hohlweg leicht bergab. „Wie hast du das falsche Spiel durchschaut?“ Danys Wallach scheute vor einem Schwarm auffliegender Reb- hühner. Sein Reiter tätschelte ihm geistesabwesend den Hals. „Nun, ich war auch im zweiten Jahr bei allen Beratungen zuge- gen. Ich genoss immer noch Ludwigs uneingeschränktes Ver- trauen. Ein Jahr lang ahnte ich nur, was wirklich hinter seinem Rücken vorging. Das Einzige, was ich wusste, war, dass ich mich nach jeder Zusammenkunft schlechter fühlte. Es war mir, als würde die Wahrheit dem Frieden geopfert.“ „Ja, natürlich, Pater Waldes hätte jetzt gesagt, das Leben und der Friede Gottes sind dir abhanden gekommen. Stattdessen kommt dann bei mir eine innere Unruhe auf. Die wird immer schlimmer, wenn ich ihr nicht nachgehe, bis die wahre Ursache gefunden ist. Du weisst doch noch, was ich dir vor einer Stunde berichtet habe!“ Abrupt brachte Dany sein Pferd zum Stehen. Nachdenklich sah er seinem Freund in die Augen, der ihm vertraut und fremd zugleich vorkam. „Ja, wirklich – ich beginne zu begreifen! Das meinst du also damit, wenn du sagst: ,Mir ist das Leben gesunken.‘“ Arnold musste lächeln, während sie ihren Ritt fortsetzten. „Ja, entschuldige bitte, ich habe da einfach Waldes’ Redeweise über- nommen, ohne dir zu erklären, was ich damit meine.“
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