Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

230 war mir, als ob mein Vater zu mir redete: ‚Mein Sohn, unser Volk braucht dich!’“ „Und was ist aus Ludwigs Absicht geworden?“ Dany senkte den Kopf und atmete mehrmals durch. Die Falte zwischen seinen Brauen vertiefte sich. „Ich glaube zwar immer noch, dass sein Vorsatz von Herzen kam, doch …“ Es fiel Dany unsagbar schwer, das Scheitern seines Lebenstraums einzugestehen. Arnold sah ihn aufmerksam an. Dabei bemerkte er zum ersten Mal silbrige Fäden in den Haarsträhnen des Freundes, direkt über den Ohren. Dany knetete seinen Hut mit beiden Händen. Er hatte so wie Arnold die Zügel losgelassen. Die beiden Gäule trotteten jetzt in der Abendsonne eine baumlose Anhöhe hinauf. „Die ersten sieben, acht Monate waren wundervoll. Ludwig war bereit zu trauen auf den höchsten Gott, wie es im Schwur unse- rer Eidgenossenschaft heisst. Sein Leitsatz war: ,Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.‘“ Dany seufzte einige Male, um dann wieder in Grübelei zu ver- sinken. Es schien Arnold, als hätte sein Begleiter ihn ganz und gar vergessen, bis er sich mit einem Ruck aufrichtete. „Er rief mich jeden Tag zu sich, und ich durfte ihn nach Nürn- berg und nach Worms begleiten, wenn er dort Gericht hielt und sich mit seinen Vasallen traf. Die sahen und spürten, welches Herz in seiner Brust schlug. Sie taten zuerst, als seien sie voll- kommen auf seiner Seite. Doch bald begannen sie ihn zu beein- flussen und mit Vernünfteleien von gewissen Sachzwängen zu überzeugen.“ Ein Hauch von Sarkasmus schwang in Danys Stimme mit. Nun stolperte Arnolds Schecke. „Vernünfteleien?“ Gleich würde der höchste Punkt des Weges erreicht sein. Die Männer nahmen ihre Zügel wieder auf. „Ja, Vernünfteleien. Die Herren merkten ganz genau, wie ernst

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