Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
228 nicht gehorchen, war so eindrücklich und einfach, dass es auch die kleinen Mädchen verstehen konnten. „Was meint ihr, wie wohl wäre es Mama und euch, wenn meine eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse mir wichtiger wären als diejenigen der Familie? Wenn der Papa, anstatt für euch zu sor- gen, das Geld beim Weintrinken verprassen würde – oder wenn mir die Entwicklung der Eidgenossenschaft so sehr am Herzen läge, dass ich darob euch, meine Familie, vernachlässigen würde!? Nein, wenn wir schauen, wie einer dem anderen helfen kann, dann werden dabei auch die eigenen Bedürfnisse wie von selbst aufgefüllt. Agnes hat in der Nacht Ruthli getröstet, als sie so husten musste. So konnte Mama wieder einmal durchschlafen und war heute richtig ausgeruht. Dann geht es doch uns allen bes- ser, oder? Arthur, willst du nicht auch wieder den Nächsten dienen und heute beim Holzhacken freudig mithelfen? Für das Fischen mit Koni gibt’s bestimmt einen besseren Zeitpunkt.“ Arthur hatte beschämt den Kopf gesenkt und genickt. „Es tut mir leid, dass ich mit meinem Festhalten am Eigenen euch so viel Mühe gemacht habe. Ich helf dir jetzt gerne und geb gleich Koni Bescheid, dass die Fische morgen oder ein andermal viel besser anbeissen.“ Er lächelte schon wieder. Arnold hatte ihn in die Arme genommen und ihm mit der Hand neckisch die Haare zerzaust. Ja, und wenn ich meinen Mann wie einen König behandle, dann bin ich ja die Königin ! Das habe ich mir doch als Mädchen immer gewünscht , hatte Anneli gedacht. Sie musste den Kopf schütteln. – Wie oft meinte ich früher: Das macht man doch nicht! Was werden die anderen über uns denken? Ar- nold aber hat immer nur darauf geachtet, ob er das Wohlgefallen Gottes in einer Sache spürt. Ist dies so, dann lässt er sich von nichts und nie- mand daran hindern, diesem Leben auch zu folgen.
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