Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

224 Sie spürte ja selber, dass all diese Gedanken sie in ein dunkles Loch hinunterzogen und ihr Denken nur noch um sich selber drehte. Wie dankbar war sie in solchen Momenten für seine Unterwei- sung, die ihr den Glauben wieder zurückbrachte. Anneli musste lächeln. – Oder damals, kurz vor der ersten Ge- burt, als Arnold ihr eröffnet hatte, dass er bei der Niederkunft seines Kindes dabei sein wolle. Da hatte sie ihn nur mit grossen, schreckerfüllten Augen angeschaut. Sie hätte ihm am liebsten gesagt: „Ach Arnold, das kannst du doch nicht. Niemand tut so etwas. Bei der Geburt sind die Männer doch nicht dabei.“ Statt- dessen zog sie nur die Schultern hoch und schüttelte leicht den Kopf. „Nein? Anneli? Bist du sicher? Soll ich dich wirklich in dieser schweren Stunde alleine lassen? Bereitet es dir Not, weil andere das nicht machen?“ Anneli hatte verlegen genickt. „Weisst du, Anna, wenn der Geist Gottes in mir aber ein starkes Bedürfnis weckt, bei der Niederkunft dabei zu sein, sollten wir dieser Wirkung nicht wehren, auch wenn alle anderen das nicht tun.“ Wie gut, habe ich mich damals nicht geweigert und musste während der Stunden der Wehen nicht ohne seinen Trost und seine Ermutigungen auskommen. Sie fühlte sich nach diesem gemeinsamen Leiden tiefer mit Arnold verbunden als je zuvor. Auch als sie versucht hatte, sich mit ihrem Mann darüber zu ver- ständigen, wie viele Kinder sie einmal haben wollten, schien er über ihre vier aufgestreckten Finger nicht sehr erfreut zu sein. „Weisst du, Anneli, ich glaube, Gott weiss auch gerade in die- sem Gebiet am besten, was gut für uns ist. Denkst du nicht auch, dass Er uns nie überfordert? Was Er uns zutraut, hilft uns doch immer, in Ihm zu bleiben.“

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