Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

220 schmeckte. Er warf einen Blick auf Anneli, die vor dem Pater kniete. Verzweifelt versuchte Arnold mit dem Schwerverwun- deten zu sprechen: „Vater, bitte hör mich an: Ich weiss, man soll nicht schwören, aber ich lege jetzt einen Eid vor Gott und dir ab. Gott wird mir die Kraft geben, dass ich ihn zeitlebens erfüllen kann. Ich bin dein Sohn, dein echter Sohn, und ich werde von dieser Stunde an alles tun, was du mich gelehrt hast. Vater, ich bin dein Jün- ger, dein echter Jünger!“ Er machte eine Pause. Es kam keine Reaktion von Pater Waldes. „Hörst du mich nicht, Vater? Hörst du mich nicht?“ Seine Hände umfassten den sterbenden Leib und schüttelten ihn. „Hör doch, was ich sage! Vater, bitte, geh nicht fort!“ Nur Annelis Schluchzen drang an Arnolds Ohr. Waldes Augen waren trüb und starr. Das Leben war aus seinem Körper gewi- chen. Arnold barg sein Gesicht in Waldes’ Gewand; das Schluch- zen übermannte ihn, und der brennende Schmerz dieses Verlus- tes drängte ihn zu einem Schwur: „Ich schwöre bei Gott, ich werde nie wieder einen Menschen töten, sondern nur noch für den Frieden da sein. Erst jetzt … zu spät … erkenne ich, dass Blutvergiessen der falsche Weg ist, weil es immer wieder auf die Unschuldigen zurückfällt. Vater, ich glaube an deine Wege, ich glaube an deine Gebete, ich glaube an deinen Gott!“ Hinter ihnen wurde die Pforte aufgestossen. Dany stürmte mit einigen anderen Kämpfern ins Turmverliess. „Arnold, wir haben es geschafft! Wir haben gesiegt! Wir sind frei!“ Arnold blickte mit tränenüberströmten Augen zu ihm auf. „Ich habe meinen eigenen Vater getötet!“, stiess er mit erstickter Stimme hervor. Dany sah Waldes’ Leiche und verstummte. Mit gesenktem Haupt kniete er sich neben Arnold.

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