Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

218 Moment trennte ihm Arnold mit einem gezielten Schwertschlag den Arm von der Schulter ab und brachte ihn um. „Wer – bist – du?“, tönte es aus der anderen Ecke des Turm- zimmers. Arnold drehte sich der hinter ihm stehenden Nonne zu. Er hatte die Oberin sofort erkannt. Mit einem Ruck zog er sein Visier hoch und schaute die Ordensschwester mit hasserfülltem Blick an. Sieglinde schrie entsetzt auf und wich rückwärts zur Türe hin- aus. Arnold packte sie am Hals und schob sie, Schritt für Schritt, auf die Luke im Treppenaufgang zu. Sieglinde verlor das Gleich- gewicht. Rücklings fiel sie aus dem Turmfenster in die Tiefe – ein letzter, schriller Schrei, der schlagartig verstummte, als der Körper der Nonne auf dem harten Boden aufprallte. Arnold kam zurück. Er rang nach Luft. Er bückte sich zu Anneli herunter, nahm sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Sie schluchzte und zitterte am ganzen Körper. Noldi, Noldi!?!? Anneli war fassungslos. Einerseits war sie fasziniert von diesem Jungen, der inzwischen zu einem so stattlichen, jungen Mann herangewachsen war. Andererseits hatte sie gesehen, mit welcher Brutalität er die Habsburger getötet hatte. Es war weit mehr als ein blosser Freiheitskampf, das spürte sie genau. – Ja, es war blanker Hass und Rache, die ihn trieben. Das eine zog sie an, das andere stiess sie ab. Noldi …!!! Anneli schluchzte immer noch. Sie schaute zu ihrem lieben Freund auf, der ihr vertraut und fremd zugleich vorkam. Seine narbige Hand strich sanft über ihr Haar. Ein Schatten an der Wand tauchte im Schein der Fackeln auf. Der Umriss deutete auf einen Ritter hin. Arnold sprang mit ei- nem Satz auf und griff zum Schwert. Wollte das denn nie enden? Der Schatten kam bedrohlich näher. Zur Pforte gewandt erblickte Anneli Pater Waldes. Auf seinem Gesicht lag trotz Sorge immer noch ein Hauch des Himmels. Sie war froh, ihn zu sehen.

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