Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

216 Sie musste wohl eingenickt sein. Auf einmal hörte sie einen Mark erschütternden Schrei. Mit einem Ruck setzte sich Anneli auf. Ihr Herz pochte wild. Arnold? Der Klang aufeinanderprallender Schwerter liess Anneli erschau- ern. Ein furchtbarer Schrei nach dem anderen ertönte. Schrecken überfiel sie. Zitternd zog sie sich in den hintersten Winkel ihres Gefängnisses zurück. Schlüssel klirrten, die Türe sprang auf. Ein Ritter mit blitzen- dem Helm und einem Schwert in der rechten Hand stürmte herein. Er suchte den Raum ab. Anneli hielt die Luft an. Der Unbekannte machte ein paar Schritte auf sie zu. Ein lauter Schrei drang aus ihrer Kehle. Der Mann öffnete mit einem Ruck sein Visier und kniete sich hin. Er nahm Anneli ungestüm in die Arme und drückte sie fest an sich. Dem Mädchen verschlug es fast den Atem. „Anneli, Anneli! Endlich ist es so weit, wir holen dich hier raus!“ Lange, braune Haare fielen ihm über die Schultern herab, an seiner Stirne klaffte eine blutige Wunde. Noldi! Ja, das ist mein Noldi! Wie gross und stattlich er geworden ist! Arnold schaute sie verwundert an. „Anneli, sag, erkennst du mich denn nicht mehr? Ich bin’s!“ Sie wand sich unter seinem Blick und versuchte verzweifelt zu sprechen, wie früher. „A …“ Mit Mühe brachte sie einige brab- belnde Töne heraus. Herr, es muss doch möglich sein! Ich will jetzt sprechen. Ich … ich kann nicht. Sie drehte den Kopf zur Seite und weinte. „Anneli! Magst du denn gar nichts sagen, hm?“ Arnold hob sachte ihr Kinn, sodass sie ihn anschauen musste. Ihre Blicke trafen sich. Sie zitterte am ganzen Körper. „Anneli, sag doch etwas!“ Seine Hand strich ihre Wange entlang, stockte und öffnete langsam Annelis Mund. Ein Schleier der Be-

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