Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

215 Sie schlagen Alarm, ging es ihm durch den Kopf. Das war der letzte klare Gedanke, den er in diesen Minuten fasste. Danach bestand seine Welt nur noch aus Instinkten, die ihn zum Töten trieben. Wie ein Wahnsinniger hieb er sich einen Weg durch seine Geg- ner. Arnolds Puls raste. Seine Sinne schienen schärfer als jemals zuvor zu sein. Ein Mönch nach dem anderen fiel seinem Schwert zum Opfer. Arnold rannte Richtung Turm. Er musste zu Anneli. Noch im Laufen rief er den Wachen zu: „Schnell, kommt, da vorne gibt es eine Revolte!“ Die Wachen stürmten los, an Arnold vorbei. Doch während sie ihn passierten, spreizte er seine Beine, sodass sie über seine Füsse stolperten. Arnold stürzte sich von hinten auf sie, packte ihre Helme und stiess sie kräftig aneinander. Die Habsburger sackten in den Schnee. Arnold zog seinen Dolch und durchschnitt ihnen mit einer ruckartigen Bewegung die Halsschlagader. Eilig griff er nach dem Schlüsselbund eines Getöteten und trennte ihn von dessen Gürtel. Er drehte sich um und rannte die Stiegen des Turms hinauf. Anneli konnte in der Nacht nicht schlafen. Morgen ist es so weit, morgen ist es so weit! Sie lag hellwach auf ihrer Liege und lauschte angespannt in die Dunkelheit hinein. Jedes Geräusch schreckte sie auf. Ihr schien es, als ob sich ständig irgendwo etwas regte, raschelte oder knarrte. Sie stellte sich hundertmal das Zusammentreffen mit Noldi vor, in immer wieder anderer Weise. Manche Vorstellung liess ihr Herz vor Freude höher schlagen, andere wiederum ängstigten sie.

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