Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
214 Ungeschickt hantierte der Türhüter mit dem Schlüsselring her- um und versuchte im Zwielicht seiner Fackel, den Schlüssel ins Schloss zu bekommen. Der Wächter liess Arnold durch eine kleine Pforte im Kloster- tor ein. Im selben Augenblick zog Arnold das Schwert und stiess es dem Wächter in den Magen. Er sank mit einem ungläubigen Blick in den Schnee und färbte ihn rot mit seinem Blut. Arnold kniete sich neben ihm nieder und entwand seinen Fingern die brennende Fackel. Dann richtete er sich wieder auf und beeilte sich, das Tor zu öffnen. Nun schwenkte er die Fackel über sei- nem Kopf. Das war das Zeichen. Er hörte die Mark erschütternden Schreie der Angreifer, die auf das Kloster zustürmten. Sie strömten durch das Tor. Dort ka- men ihnen bereits die ersten Mönche entgegen. Der Lärm hatte sie aus ihrem Schlaf gerissen. Bewaffnet mit dem, was sie gerade finden konnten – Fackeln, Steine und Brotmesser – setzten sie sich zur Wehr. Arnold stürmte auf sie los. Er achtete nicht auf die Gesichter, die er kannte. Er durchstiess mit seinem Schwert den Körper eines Mönchs, holte zum nächsten Schlag aus und hieb dem nächsten einen Arm ab. Sein Hass entlud sich in diesen Hieben. Aber entgegen sei- nen Hoffnungen verspürte er keine Befriedigung, sondern den Drang nach mehr Rache. Seine Seele wollte töten. Wie ein Tier verfiel er in Triumphgeheul. Mit einem Mal füllte sich der Hof mit Mönchen. Sie versuchten zu fliehen, doch Danys Männer waren schneller. Es war kein Kampf mehr, sondern eher ein wildes Abschlachten. Der süssli- che Geruch von Blut hing schwer in der Luft und erhitzte die Gemüter der Angreifer. Im Hintergrund nahm Arnold den Klang der Kirchenglocke wahr.
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