Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

204 Der Hauptmann seufzte. Er hasste diese ewigen Wirtshausprü- geleien. Zögernd unterbrach die Wirtin das ratlose Schweigen. „Moment mal!“ Sie blickte angestrengt ins Leere. „Ich habe das Gesicht gesehen.“ Ganz deutlich erinnerte sie sich daran, wie das Visier des Unbekannten für kurze Zeit hochgeklappt war. „Doch, na- türlich, ich hab’s ja für einen Moment gesehen! Wer war das denn bloss?“ Sie nagte in angestrengtem Nachdenken an ihrer Unterlippe. Der Wächter und die Söldner starrten gespannt auf die Wirtin. Konnte es sein, dass sich das Rätsel so leicht lösen liess? „Nein, das wäre ja unmöglich!“, fuhr sie auf einmal auf. „Was ist unmöglich?“, bedrängte der Wächter die Wirtin. „Unter all den Rittersleuten kann ich es nicht finden, aber beim Kloster …“ „Was heisst: beim Kloster?“ „Natürlich, jetzt sehe ich es ganz deutlich vor mir. Aber wie kommt dieser Mann in diese Rüstung hinein?“ Langsam wurde der Wächter ungeduldig. „Von wem sprichst du, Frau?“, fragte er barsch. Die Wirtin blickte auf und schaute in die Runde. „Ja, von Bru- der Arnold, dem Liebling Pater Waldes’. Wenn’s der nicht war, müsste er einen Zwillingsbruder haben.“ Ein Raunen ging durch das Zechhaus. Damit hatte keiner gerechnet.

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