Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
199 Entschlossen schritt er auf die Ritter zu. „Hat jemand eine Kunde von Pater Arnold aus dem Kloster gehört?“ Die Ritter warfen sich Blicke zu und schüttelten die Köpfe. „Nur gesoffen, nichts gehört!“ Von einem anderen Tisch rief ein betrunkener Söldner ärger- lich: „Lass uns in Ruh, wir sind hier nich’ im Dienst! … hicks.“ Arnolds Blick schweifte in die Runde. Vermutlich stimmte es, was der Ritter sagte, und sie hatten tatsächlich nichts gehört. Arnold hatte die Erfahrung gemacht, dass die Männer selten logen, wenn sie betrunken waren. Er hoffte, dass sich das Gerücht über den Mord an der Kapelle nicht so schnell verbreiten würde. Erleichtert wollte Arnold schon wieder das Zechhaus verlassen, doch dann passierte etwas, das ihn jegliche Vorsicht vergessen liess. Eine Magd brachte neue Krüge und stellte sie auf einen der Ti- sche. Sie wandte sich ab, doch in dem Moment griff die Pranke eines Ritters zu und hielt ihren Arm fest umklammert. Gierig musterte er den hübschen Fang, den er gemacht hatte. Sie schrie auf und versuchte, sich von seinem Arm zu befreien. Doch der Ritter war ihr an Kraft weit überlegen. Sie wand sich und spuckte ihm ins Gesicht. Doch noch immer lag ein gieriges Grinsen auf dem Gesicht des Ritters. Er umfasste mit seinem freien Arm ihre Hüfte und zerrte sie auf seinen Schoss. Die Magd wehrte sich nach Leibeskräften. Die Erinnerung an das Gelage im Kloster und die Kindsschädel stiegen vor Arnolds Augen auf. Er sah die Nonnen und Mönche vor sich, ihr unzüchtiges Treiben, das so viele Leben gekostet hatte, und konnte sich nicht mehr beherrschen. Er ging auf den Ritter zu und rief zornig: „Nimm die Hände von ihr weg!“ Der Ritter beachtete Arnold nicht, sondern versuchte weiter, die Magd zu bändigen und ihr an den Rock zu gehen.
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