Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag

191 Er erhob sich aus seinem Sessel und bot Elisabeth seine Rechte an: „Lass uns wieder zu unseren Gästen zurückkehren.“ Sie hak- te sich bei ihm unter. Arm in Arm verliessen sie den Raum. Der König konnte nur noch an eines denken: Mönchlein, jetzt geht es dir an den Kragen! Verdammtes Mönchlein „Es gab Zeiten, da klopfte man noch an die Türe, ehe man ein- zutreten pflegte.“ Abt Johann war entrüstet über den ungebührlichen Eintritt Friedrichs des Schönen in seine Gemächer. Vom ersten Augenblick an spürte er, dass die Situation sich ver- ändert hatte. Dies war nicht mehr der verunsicherte Mann, der mit bebender Stimme seine Beichte ablegte, auch nicht mehr jener, der wütend, aber machtlos, vor wenigen Tagen aus seinem Beichtzimmer gestürzt war. Nein, der Wind hatte sich gedreht. König Friedrich trat als König auf und schien sich seiner Sache sicher zu sein. Jetzt galt es, Vorsicht walten zu lassen. Doch bevor er etwas sagen konnte … „Wenn Papst Paul V. und der damalige Senat noch am Leben wären, könntet Ihr dann vor ihnen bestehen?“ „Wie meint Ihr das?“ Der Abt spürte die Bedrohung, die ihn umgab. „Das Volk munkelt, man sollte auch den Fischteich Eures Klos- ters trockenlegen!“ Bei diesen Worten zuckte Johann merklich zusammen und räus- perte sich verlegen. Jeder wusste, dass in Rom beim Kloster der Fischteich ausgehoben worden war und grauenhafte Funde zutage gekommen waren. Aber wie viel wusste Friedrich der Schöne? „Fischteich?“ Dem geistlichen Oberhaupt wurde es immer un- gemütlicher. Er versuchte unter beschämtem Hüsteln, Zeit zu gewinnen. „Wir haben überhaupt keinen Fischteich!“

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