Helden Sterben Anders - Ivo Sasek - Elaion-Verlag
189 Zöpfe. Auf ihrer Stirn funkelte ein mit Edelsteinen verziertes Diadem. Sie war mit einem bezaubernden, mit feinen Goldfäden bestickten Samtgewand bekleidet. Darüber trug sie einen kunst- voll verzierten, hellblauen Umhang. „Meine Königin.“ Der König hauchte seiner Gemahlin einen Kuss auf die Stirn und schaute ihr tief in die Augen. Beide nahmen einen Schluck aus den Weinkelchen. „Friedrich, lass uns diesen Tag gebührend feiern. Iss und trink, und lass es dir wohlergehen!“ Elisabeth schaute mit leuchtenden Augen zu ihm auf. Am liebsten hätte er die Sache mit dem Abt vergessen. Doch Friedrichs Blick fiel auf das goldumrahmte Gemälde an der Wand. Es zeigte das Portrait eines blassen Kirchenfürsten mit einem Heiligenschein. Das erinnerte ihn wieder an etwas, was er am liebsten vergessen hätte – das heuchlerische Gesicht von Johann. Sein Blick wurde trüb, und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Elisabeth umfasste seinen Arm: „Ist dir nicht wohl, Friedrich?“ „Nichts. Es ist nichts!“ „Ich spüre doch, dass dich etwas quält. Komm, sag es mir!“ Friedrich schaute sich um und raunte Elisabeth zu: „Nicht hier, Liebste!“ Er nahm seine Frau an der Hand und führte sie aus dem Saal in ein anliegendes Zimmer. Sie blickte zu ihm hoch und schüttelte ihren Kopf: „Ich verstehe das nicht. Jetzt bist du König, hast den Segen des Abtes, und du freust dich nicht?“ „Ja, Elisabeth, den Segen des Abtes habe ich. Doch … er kam mich teuer zu stehen.“ „Was soll das heissen?“ Aus ihrer Stimme klang Misstrauen. „Ich habe dem Abt und dem Kloster die Weidegründe von der Schwyz geschenkt.“
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